Eigene Welten kreieren

über die Magie des Animationsfilms - Florentina Berzel im Interview

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Enrico Franz, Florentina Berzel
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Hi Florentina, schön, dass es heute geklappt hat. Magst du dich am Anfang unseren Leser:innen kurz selbst vorstellen? Wer bist du und was machst du?

Ja gerne, also mein Name ist Florentina Berzel. Ich bin 24 Jahre alt und studiere aktuell Kommunikationsdesign an der Hochschule RheinMain. Momentan bin ich in meinem Praxissemester und daher seit August in meinem Praktikum bei PixelPEC. Das ist eine Animationsfirma in Offenbach. Das macht total viel Spaß da. Die machen auch Sachen für Kika, aber auch freie Projekte oder Auftrags-Sachen. Ja, da durfte ich gleich voll viel mit anpacken. Da es ein Vollzeit-Praktikum ist, ist das gerade auch mein Haupt-Lebensinhalt.


Das klingt spannend! Du kommst auch gebürtig aus Wiesbaden, oder?

Genau, ich bin hier groß geworden, hier auf die Schule gegangen und nach dem Abi bin ich für eineinhalb Jahre nach Amerika als Au-pair. Ich wollte nach der Schule gerne mal raus aus Wiesbaden, da ich erstmal gar nicht wusste, was ich genau machen will. Work and Travel war mir damals ein bisschen zu unsicher, deshalb wurde es dann Au-pair für mich. Davor habe ich auch schon ein Praktikum in der Kita gemacht, weil ich auch voll gerne was mit Kindern mache.


Jetzt studierst du Kommunikationsdesign, wie kamst du dazu? Ist Kommunikationsdesign dein erstes Studium?

Ja genau, Kommunikationsdesign ist mein erstes Studium. Das hatte mir meine Kunstlehrerin mal empfohlen und dann auch meine Zahnärztin (lacht). Sie hat mit uns im Haus gewohnt und kannte mich daher auch privat. Als ich dann damals aus Amerika wiederkam, hatte ich immer noch keinen Plan, was ich machen wollte. Mein Papa und meine Tante, die sind alle bei Lufthansa Flugbegleiter:innen, das wäre die andere Option gewesen. Die Lufthansa hat zu dem Zeitpunkt jedoch nicht in Frankfurt gesucht, sondern nur in München. Daher dachte ich mir dann, dass ich es mal mit dem Kommunikationsdesign versuche. Ich fand es schon damals voll spannend, wie breit gefächert der Studiengang ist und was man damit alles machen kann.


War es für dich schon immer klar, dass du was Kreatives machen möchtest?

Ja, eigentlich schon. Das war schon immer das, was mich am meisten interessiert hat und wo ich auch immer die meiste Eigenmotivation gezeigt habe. Kunst war auch immer mein Lieblingsfach in der Schule und gerade in der Oberstufe hatten wir auch immer ganz coole Themen. Bei Sachen, die mich nicht so interessieren, da kann ich mich halt auch nicht konzentrieren. Deswegen wäre es ein bisschen erzwungen gewesen, wenn ich irgendwas anderes gemacht hätte. Also die andere Option wäre halt, Flugbegleiterin bei Lufthansa zu werden, um die Welt zu sehen und neue Leute kennenzulernen, weil ich das auch total spannend finde. Das Kommunikationsdesign-Studium, das hat sich aber einfach richtig angefühlt.

Wann hast du gemerkt, dass es so für dich in die kreative Richtung geht?

Ich habe schon immer sehr gerne fotografiert. Ich glaube, dass die Fotografien, die ich gemacht habe, auch der Grund dafür waren, dass ich es geschafft habe zu studieren. Als Kind habe ich auch sehr gerne gezeichnet, aber irgendwie viel zu selten. Ich habe mir als Kind mal gedacht, dass ich das ja nicht zu oft machen möchte, weil ich Angst hatte, die Lust daran zu verlieren. Voll dämlich eigentlich (lacht). Deswegen gab es immer Phasen, wo ich mal mehr oder mal weniger gezeichnet oder gemalt habe.

Jetzt machst du vor allem auch gerne Animationsfilme, was begeistert dich daran?


Dass man einfach aus dem Nichts oder aus einer Idee seine eigene Welt schaffen kann. Man kann quasi erzählen, was man möchte.

Ich habe für meine Filme bis jetzt eigentlich immer nur mich selbst gebraucht, außer beim “Steppenwolf”, dort habe ich auch einen Sprecher gebraucht. Ich mag das einfach ganz gerne, dass, wenn ich eine Idee habe, ich die dann auch einfach umsetzen kann. Es gibt viele unterschiedliche Aspekte, die mich dafür begeistern, also erstmal ein Konzept zu erstellen, dann zu texten und wie sollen die Charaktere aussehen? Das macht einfach viel Spaß und dann das Animieren an sich. Jetzt, wo ich ein bisschen Erfahrung gesammelt habe, macht es sogar noch mehr Spaß, weil es schneller funktioniert und man schneller etwas umsetzen kann. Das Sounddesign kann ich jetzt noch nicht so gut, aber es macht mir auch einfach Spaß, sich da irgendwie Sounds zusammen zu basteln oder zu überlegen, was passt. Es ist richtig viel Arbeit, aber es freut mich, am Ende das fertige Produkt zu sehen und das mit Leuten zu teilen.

Wie sieht denn bei dir der kreative Prozess aus, wenn du an einem Projekt sitzt?

Schwierig (überlegt), der ist eigentlich immer unterschiedlich. Also oft fängt es erstmal mit einer Idee oder einer Inspiration an. Also bei meinem Animationsfilm "Der Steppenwolf" hat ja das Buch als Vorlage gedient, da hatte ich schon voll die Bilder im Kopf. Generell würde ich sagen, dass ich immer schon so eine grobe Vorstellung im Kopf habe, wie es am Ende aussehen soll, z. B. was für einen Stil oder was ich erzählen möchte. Also ich habe da irgendwie keinen typischen Prozess. Bücher finde ich als Vorlage immer ganz cool und hilfreich. Das Buch als Vorlage zu nehmen und dann da irgendwie nochmal eine eigene Geschichte daraus zu machen oder das zu zeigen, was ich mir beim Lesen gedacht habe.


Was machst du denn, um deinen kreativen Kopf mal abzuschalten?


Da mache ich eigentlich immer Sachen, die sehr wenig mit etwas Kreativem zu tun haben. Also ich höre sehr gern viel Musik und singe auch ganz gerne mal in meinem Zimmer für mich. Ich glaube die Türen sind leider nicht dick genug (lacht), aber ich stelle mir dann meistens vor, dass mich niemand hört, da kann ich schön abschalten. Im Sommer gehe ich auch voll gerne in den Wald zum Fahrradfahren. Da fahre ich gerne bergab und spüre den Adrenalinkick. Ja, und ansonsten mache ich gern was mit Freund:innen. Da kann es schon auch mal um Filme gehen, ich find es cool, mit Freund:innen über Filme zu quatschen. Am Anfang des Studiums habe ich auch noch beim Perfect Day, dem Café, gearbeitet. Das war auch ein schöner Ausgleich, weil es ganz was anderes war im Vergleich zum Studium. Da musste man mal nicht an irgendwas denken, sondern einfach halt den Kaffee machen. Das hat auch gut den Kopf frei gemacht. Ich glaube einfach generell Sachen, wo man nicht viel nachdenken muss, sind der beste Ausgleich, um den Kopf mal abzuschalten.

Das fühle ich, bei kreativer Arbeit ist man meistens so tief drin im Thema, dass man dann auch etwas braucht, was einen komplett aus dem Kopf reißt.

Voll, irgendwann ist man ja auch voll festgefahren und kommt auch gar nicht mehr weiter an seinem Projekt. Das kann auch frustrieren und ich denke mir dann: "Oh, das war eine schlechte Idee". Ich hab dann auch keine Lust mehr und bin dann immer kurz davor, das zu verwerfen. Mit ein bisschen Abstand dazu geht's dann doch wieder.

Auf deiner Website steht der Spruch "A little messy, a little weird, but definitely a lot of fun!". Trifft das auch auf deine Kunst bzw. Projekte zu? Falls nicht, wie würdest du deine Kunstform sonst beschreiben?

Ja, ich finde das passt schon. Ich weiß nicht, ob ich heutzutage noch 100 % mit dem Spruch zufrieden bin. Ich glaub den hatte ich damals am Anfang, wo ich die Website erstellt habe, ausgesucht, weil ich dachte, dass das ganz gut passt. Für mich persönlich ist der Prozess meistens ziemlich messy. Ich probiere meist komplett neue Stile aus, wo ich mich dann erstmal reinfuchsen muss. Vielleicht klappt es dann nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe und dann wird alles umgeworfen.


Ja, so ein kreativer Prozess ist ja auch eigentlich nie so geradlinig. Also der ist ja eigentlich immer messy.Der Steppenwolf”, “Ohne Sinn” und “Alle Zeit Der Welt” sind ja auch deine ersten kurzen Animationsfilme, die man sich von dir angucken kann. Wann hast du denn damit angefangen, dich mit Animationsfilmen auseinanderzusetzen?


Das kam eigentlich während des Studiums. Leider war es bei uns so, dass wir Animation nicht im Grundstudium hatten, das war sehr schade und deswegen fing es bei mir erst ab dem dritten Semester an. Ab da habe ich viele Filmkurse gemacht, also auch ohne Animations-Anteil. Ich hatte jedoch schon die ganze Zeit Lust gehabt, irgendwie mal in das Thema Animation reinzuschnuppern. Ich fand es aber immer so ein Riesending, weil ich gar keine Ahnung hatte, wie das funktioniert und was man dazu braucht. Im Studium gab es dann einen Kurs, wodurch auch mein erster Film "Ohne Sinn" entstanden ist, bei dem wir Frame by Frame arbeiten mussten. "Der Steppenwolf" ist z. B. auch durch meinen ersten Animationskurs entstanden, da war die Aufgabe ein freier Animationsfilm und so kam ich langsam immer mehr mit Animationsfilmen in Kontakt. Pro Kurs habe ich mich dann immer mehr damit beschäftigt.

Florentina Berzel


Was braucht es denn für dich für einen gelungenen Kurzfilm?


Hmm gute Frage (überlegt). Ja, also ich mag es, wenn der Film mich am Ende mit irgendeiner Stimmung zurücklässt. Also es kann auch komplett sinnfrei sein und man hat aber so ein Gefühl am Ende, mit dem man rausgeht. Also ich finde das voll wichtig, dass man Stimmung einfängt und die Zuschauer:innen halt richtig eintauchen und Lust haben, den zu schauen. Ein Kurzfilm ist ja, wie der Name es schon sagt, nur auf eine kurze Zeit begrenzt und in der ist es wichtig, den Zuschauer:innen zu fesseln. Vielleicht auch, dass Kurzfilme neue Welten aufmachen oder neue Perspektiven.

Stimmt, bei Kurzfilmen hat man ja auch gar nicht so viel Zeit, um ein Gefühl rüberzubringen, das muss dann ja alles schon ein bisschen konzentrierter sein.

Ja, genau und man kann auch nicht so viel um den heißen Brei reden.


Wie lange brauchst du denn so für einen kurzen Animationsfilm?


Also "Der Steppenwolf", den habe ich in einem Semester gemacht, also in drei Monaten und bei "Alle Zeit Der Welt" habe ich länger gebraucht. Ich denke so ein halbes Jahr mit Pausen, sonst wäre er bestimmt auch früher fertig gewesen.

Jasmin: Hast du denn schon ein neues Projekt in Sicht?


Ja, für meinen Bachelor, da habe ich jetzt überlegt, auch wieder auf Basis von einem Buch zu arbeiten. Kennst du "Das Kind in mir muss Heimat finden"?

Ja, ich habe es noch nicht zu Ende gelesen, aber ich habe es ein paar Mal angefangen.


Da geht es ja auch im Buch um ein Schattenkind und ein Sonnenkind, also sinnbildlich für die positiven und negativen Glaubenssätze in einem selbst. Das Konzept fand ich irgendwie cool und da habe ich mir überlegt, dass es zwei Charaktere sind in meinem Kurzfilm. Das Schattenkind wird blau sein und das Sonnenkind gelb. Wie Sonne und Mond quasi. Das Schattenkind erlebt in dem Kurzfilm voll den blöden Tag und alles läuft irgendwie schief und beim Sonnenkind klappt alles und es ist fröhlich. Am Ende wird es dann eine Konfrontation zwischen den beiden geben und schließlich verschmelzen die beiden zu einer Figur. Sinnbildlich dafür, dass jeder Mensch beide Anteile in sich trägt und dass das auch okay ist. Da bin ich auch gerade schon dabei, die Zimmer von den beiden zu entwerfen.

Welche Farbe wird das Kind nach der Verschmelzung haben?

Grün (lacht). Also aus Blau und Gelb wird Grün (lacht). Grün ist ja auch die Farbe der Hoffnung und dass man sich selbst annimmt.

Gibt es bestimmte Themen, die du mit deinen Filmen ausdrücken bzw. behandeln möchtest?


Das ist auch immer unterschiedlich. Also beim “Steppenwolf”, da wollte ich gerne das Buch ein bisschen attraktiver machen für Leute, die es halt noch nicht gelesen haben und da es oft als langweilige Schullektüre abgestempelt wird. Der Kurzfilm erzählt ja die Geschichte an sich. Also habe ich ja nur quasi meine Sicht darauf in den Kurzfilm gepackt. Bei “Alle Zeit Der Welt” war die Motivation, dass ich meine Skills, was Animationen angeht, verbessere. Genau, der Kurzfilm hat jetzt keine tiefere Bedeutung als die Sprichwörter, um die es in dem Kurzfilm geht und “Ohne Sinn" ist auch ziemlich frei für Interpretationen. Das ist ja bei allen Experimentalfilm so, dass die Message am Ende nicht 100 % klar ist.

Bleiben wir doch gerade mal bei deinem ersten Film “Ohne Sinn”, einem Experimentalfilm, worum geht es in dem Film?

“Ohne Sinn” entstand durch einen Filmkurs, den ich durch mein Studium belegt habe. Wir haben 16 mm Film bekommen und sollten dort was reinkratzen. Also haben wir das praktisch Frame für Frame gemacht. Ich dachte, es wäre schön, eine Bewegung oder Objekte zu finden, die ineinander übergehen können. Dadurch kam ich auf die vier Elemente, die ich gerne abbilden wollte und dass durch eine Bewegung ein fließender Übergang zwischen diesen entsteht. Du musst dir vorstellen, ich habe diese riesigen Streifen Film an meine Balkontür gehängt, in die ich dann immer mit einem Messer reingekratzt habe. Das wurde dann irgendwie zu einem Selbstläufer, da ich dann eigentlich während dem Kratzen überlegt habe, wie das eine Element in das andere übergehen kann.

Das war ja eine interessante Aufgabe! "Ohne Sinn" war ja dein erster Film, aber nicht dein letzter. Was hat dich begeistert an deinem ersten Film?

Mich hat vor allem begeistert, dass ich was gezeichnet habe und ich da eine Bewegung einbringen konnte. Also, dass ich das selbst irgendwie steuern kann und etwas aus dem Nichts schaffen kann. Dass man diese blanko Filmrolle hat und daraus was macht, was sich am Ende auch noch bewegt. Ja genau, das hat mich fasziniert.

Du kannst halt alles machen, was du möchtest. Du kannst quasi jede Welt selbst schaffen und das an dein Thema anpassen.

Ja, ich glaube, ich finde es einfach schön, Geschichten erzählen zu können.

Das ist doch auch der perfekte Übergang zu deinem zweiten Animationsfilm "Der Steppenwolf" von Hermann Hesse. Worum geht's da?

Also, im Steppenwolf geht es um die Hauptfigur Harry Haller. Das ist auch ein Synonym für Hermann Hesse. Der Harry Haller, der lebt als normal bürgerliche Person, aber fühlt sich irgendwie nicht ganz dazugehörig. In dem Buch geht es praktisch um seinen Struggle in der Welt, dass er irgendwie nicht seinen Platz findet. Deswegen sieht er sich auch als Steppenwolf, also als ein einsamer Wolf. Die Geschichte wird quasi aus drei Perspektiven erzählt und zwei von denen habe ich in meinem Kurzfilm verwendet. Er hat auch eine sehr schöne bildliche Sprache, da habe ich mir im Buch einfach sehr viele Sachen markiert, die ich dann in meinen Film packen wollte. Generell konnte ich zu ein paar Sachen Parallelen schlagen, von denen er im Buch schreibt, womit glaube ich jeder auch schon mal zu tun hatte, z. B. dass man seinen Platz nicht wirklich in der Welt findet und sich irgendwie ein bisschen fehl am Platz fühlt. Es hat mich einfach sehr berührt, wie er über das Leben an sich geredet hat.

Wie würdest du sagen, unterscheidet sich der Film zu deinem ersten Film?

Also “Der Steppenwolf” ist fast komplett digital entstanden. Der erste Film "Ohne Sinn" ist analog entstanden. Ja, es war einfach eine andere Herangehensweise. Also beim Steppenwolf konnte ich mir ja auch alles nochmal anschauen, bei dem Film "Ohne Sinn" war das wegen der Filmrollen nicht der Fall. Das war eine Überraschungstüte, oder ein Überraschungspaket? Ich hoffe, du weißt, was ich meine (lacht). Beim Steppenwolf musste ich auch viel mehr planen und es war weniger intuitiv. Was ich jedoch beibehalten habe, ist, dass bei beiden Filmen die Farben reduziert sind. Das, finde ich, hat beim Steppenwolf auch gut gepasst, reduziert auf das Wichtigste sozusagen.

Florentina Berzel

Was sind denn Techniken, die du gerne verwendest?

Das ist immer unterschiedlich. Also ich mag Frame by Frame sehr gerne, weil du da die meisten Möglichkeiten hast. Du kannst alles zeichnen. Der Nachteil ist, dass es halt ewig lange dauert, um ein paar Sekunden zu machen. Bei "Alle Zeit Der Welt" habe ich z. B. mit Illustrator gearbeitet. Also da ist alles quasi am Laptop gezeichnet. Ich würde sagen, es gibt aber nicht die eine Technik, die ich jetzt immer verwende. Es kommt immer auf das Projekt an. Also oft ist es auch eine Kombination aus einigen Techniken, weil das einfach den meisten Spielraum bietet. 3D war jetzt das, was ich bisher am wenigsten verwendet habe, weil das auch nochmal so ein ganz anderes Universum ist. Da habe ich jetzt aber auch mit angefangen und ich finde es voll cool, weil wenn du eine Sache gebaut hast, kannst du diese von allen Seiten zeigen. Du musst nicht jede Perspektive nochmal einzeln zeichnen, sondern kannst einfach eine Kamerafahrt durch machen. Da kann man dann auch Licht setzen und alles. Das finde ich toll.


Dein letzter Film "Alle Zeit Der Welt" wurde sogar für die Berlinale ausgewählt, erstmal herzlichen Glückwunsch dafür! Von den Farben ist er auch viel bunter, magst du erklären, was deine Inspiration hinter dem Film war?


Eine Freundin hat mir mal erzählt, dass sie sich neuerdings immer vorstellt, wie sich Sprichwörter in der Realität abspielen würden und dass sie das amüsiert. Daraus entstand so der Grundgedanke. Ja und auch, wie du vielleicht eben mit der Überraschungstüte bzw. dem -paket gemerkt hast, ist mir aufgefallen, dass ich voll schlecht in Sprichwörtern bzw. Redewendungen bin. Also es ist praktisch ein Film für Leute, die sich wie ich keine Sprichwörter merken können (lacht). Das war, glaube ich, auch eine der Hauptmotivationen. Also, es fängt z. B. an mit dem Mann an, der das Geld aus dem Fenster wirft, welcher dann vom Berg fällt. Also praktisch, der Hochmut kommt vor dem Fall und so geht es weiter und weiter. Von einem Sprichwort zum anderen, das wurde dann auch irgendwann zu einem Selbstläufer. Ich wollte einfach eine kleine Welt schaffen, die nur durch Sprichwörter funktioniert und am besten wie ein One-Shot wirkt, damit man merkt, dass alle Sprichwörter miteinander verbunden sind. Es sollte einfach ein Film werden, den es Spaß macht, sich anzugucken. Ich fand es einfach schön, einen Film zu machen, der sich leicht anfühlt, es muss ja nicht immer alles so super tiefgründig sein.

Florentina Berzel

Das ist auch dein erster komplett digitaler Film, oder?

Ja, das ist ganz witzig. Also dieser Bogen, weil mein erster Film ja komplett analog war, dann der zweite halb analog und halb digital und der letzte nun komplett digital. Ich wollte mich bei dem Film einfach mal ein bisschen mit Illustrator ausprobieren. Ich fand es cool, dass man sich alles aus diesen vektorbasierten Shapes bauen konnte. Ich wollte auch mal was komplett Buntes machen, weil vorher meine Filme eher schwarz-weiß waren. 

Für die Leser:innen, die jetzt neugierig wurden, wo kann man denn deine Filme sehen und wo wurden sie schon überall gezeigt?

Also aktuell habe ich jetzt meine Filme auf meinem Portfolio, außer "Alle Zeit Der Welt", der ist noch nicht auf der Website. Dafür kann man sich den jedoch auf Youtube anschauen. Der Kurzfilm: "Ohne Sinn” lief 2021 beim Hessischen Hochschulfilmtag. Es war mein erster Film, der bei einem Festival lief, was sehr cool war. “Der Steppenwolf” lief dieses Jahr beim Exground, bei dem  Wiesbaden Special und “Alle Zeit Der Welt” lief auch dieses Jahr beim Hessischen Hochschulfilmtag. Der wurde dort dann auch ausgewählt für die Hessen-Talents für die Berlinale. Damit habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet, weil, wie gesagt, er keine tiefere Message hat.

Muss er ja vielleicht auch nicht haben.

Stimmt, es ist ja auch einfach so ein Eintritt in eine andere Welt und das mit den Sprichwörtern soll auch einfach Spaß machen.

Einer meiner letzten Fragen ist nicht meine eigene, sondern von unserer letzten Interview-Partnerin. Ria würde gerne von dir wissen, wann du das erste Mal mit deiner Kunstform in Berührung gekommen bist? 

Ich habe als Kind viele Zeichentrickfilme und Serien geschaut und da ich jetzt im Animationsbereich arbeite, kam ich schon im Kindergarten mit meiner Kunstform in Berührung. 

Vielleicht noch abschließend: Wir sind ja jetzt im neuen  Jahr angekommen, was sind deine Pläne für 2023?


In 2023 hatte ich geplant, meinen Bachelor zu machen. Das ist jetzt so der Hauptplan. Also nächsten Winter. Mein Bachelor wird ja auch ein Animationsfilm, daher würde ich gerne versuchen, den Film fördern zu lassen. Das muss man jedoch früh beantragen. Ich glaube, da ist jetzt im Frühjahr die Frist, da muss ich mich mal drum kümmern (lacht). Sonst würde ich auch sehr gerne einen Van umbauen! Mal schauen, ob das 2023 klappt.

Ich bedanke mich an dieser Stelle nochmal recht herzlich bei der lieben Florentina für das schöne Interview und den Einblick hinter die Kulissen eines Animationsfilms und wünsche ihr für das Jahr 2023 viel Erfolg bei ihren Plänen (und vielleicht sogar den ersten Urlaub im umgebauten Van?).

Florentina alias “fusselvonflo” auf Instagram begeistert mit Animationsfilmen. Manchmal über ernste und manchmal über weniger ernste Themen, aber immer mit viel Herzblut. Ich durfte sie vor Weihnachten im Tillys Café auf eine Limonade treffen und mich mit ihr über ihre Leidenschaft, den Animationsfilm, unterhalten.

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Hi Florentina, schön, dass es heute geklappt hat. Magst du dich am Anfang unseren Leser:innen kurz selbst vorstellen? Wer bist du und was machst du?

Ja gerne, also mein Name ist Florentina Berzel. Ich bin 24 Jahre alt und studiere aktuell Kommunikationsdesign an der Hochschule RheinMain. Momentan bin ich in meinem Praxissemester und daher seit August in meinem Praktikum bei PixelPEC. Das ist eine Animationsfirma in Offenbach. Das macht total viel Spaß da. Die machen auch Sachen für Kika, aber auch freie Projekte oder Auftrags-Sachen. Ja, da durfte ich gleich voll viel mit anpacken. Da es ein Vollzeit-Praktikum ist, ist das gerade auch mein Haupt-Lebensinhalt.


Das klingt spannend! Du kommst auch gebürtig aus Wiesbaden, oder?

Genau, ich bin hier groß geworden, hier auf die Schule gegangen und nach dem Abi bin ich für eineinhalb Jahre nach Amerika als Au-pair. Ich wollte nach der Schule gerne mal raus aus Wiesbaden, da ich erstmal gar nicht wusste, was ich genau machen will. Work and Travel war mir damals ein bisschen zu unsicher, deshalb wurde es dann Au-pair für mich. Davor habe ich auch schon ein Praktikum in der Kita gemacht, weil ich auch voll gerne was mit Kindern mache.


Jetzt studierst du Kommunikationsdesign, wie kamst du dazu? Ist Kommunikationsdesign dein erstes Studium?

Ja genau, Kommunikationsdesign ist mein erstes Studium. Das hatte mir meine Kunstlehrerin mal empfohlen und dann auch meine Zahnärztin (lacht). Sie hat mit uns im Haus gewohnt und kannte mich daher auch privat. Als ich dann damals aus Amerika wiederkam, hatte ich immer noch keinen Plan, was ich machen wollte. Mein Papa und meine Tante, die sind alle bei Lufthansa Flugbegleiter:innen, das wäre die andere Option gewesen. Die Lufthansa hat zu dem Zeitpunkt jedoch nicht in Frankfurt gesucht, sondern nur in München. Daher dachte ich mir dann, dass ich es mal mit dem Kommunikationsdesign versuche. Ich fand es schon damals voll spannend, wie breit gefächert der Studiengang ist und was man damit alles machen kann.


War es für dich schon immer klar, dass du was Kreatives machen möchtest?

Ja, eigentlich schon. Das war schon immer das, was mich am meisten interessiert hat und wo ich auch immer die meiste Eigenmotivation gezeigt habe. Kunst war auch immer mein Lieblingsfach in der Schule und gerade in der Oberstufe hatten wir auch immer ganz coole Themen. Bei Sachen, die mich nicht so interessieren, da kann ich mich halt auch nicht konzentrieren. Deswegen wäre es ein bisschen erzwungen gewesen, wenn ich irgendwas anderes gemacht hätte. Also die andere Option wäre halt, Flugbegleiterin bei Lufthansa zu werden, um die Welt zu sehen und neue Leute kennenzulernen, weil ich das auch total spannend finde. Das Kommunikationsdesign-Studium, das hat sich aber einfach richtig angefühlt.

Wann hast du gemerkt, dass es so für dich in die kreative Richtung geht?

Ich habe schon immer sehr gerne fotografiert. Ich glaube, dass die Fotografien, die ich gemacht habe, auch der Grund dafür waren, dass ich es geschafft habe zu studieren. Als Kind habe ich auch sehr gerne gezeichnet, aber irgendwie viel zu selten. Ich habe mir als Kind mal gedacht, dass ich das ja nicht zu oft machen möchte, weil ich Angst hatte, die Lust daran zu verlieren. Voll dämlich eigentlich (lacht). Deswegen gab es immer Phasen, wo ich mal mehr oder mal weniger gezeichnet oder gemalt habe.

Jetzt machst du vor allem auch gerne Animationsfilme, was begeistert dich daran?


Dass man einfach aus dem Nichts oder aus einer Idee seine eigene Welt schaffen kann. Man kann quasi erzählen, was man möchte.

Ich habe für meine Filme bis jetzt eigentlich immer nur mich selbst gebraucht, außer beim “Steppenwolf”, dort habe ich auch einen Sprecher gebraucht. Ich mag das einfach ganz gerne, dass, wenn ich eine Idee habe, ich die dann auch einfach umsetzen kann. Es gibt viele unterschiedliche Aspekte, die mich dafür begeistern, also erstmal ein Konzept zu erstellen, dann zu texten und wie sollen die Charaktere aussehen? Das macht einfach viel Spaß und dann das Animieren an sich. Jetzt, wo ich ein bisschen Erfahrung gesammelt habe, macht es sogar noch mehr Spaß, weil es schneller funktioniert und man schneller etwas umsetzen kann. Das Sounddesign kann ich jetzt noch nicht so gut, aber es macht mir auch einfach Spaß, sich da irgendwie Sounds zusammen zu basteln oder zu überlegen, was passt. Es ist richtig viel Arbeit, aber es freut mich, am Ende das fertige Produkt zu sehen und das mit Leuten zu teilen.

Wie sieht denn bei dir der kreative Prozess aus, wenn du an einem Projekt sitzt?

Schwierig (überlegt), der ist eigentlich immer unterschiedlich. Also oft fängt es erstmal mit einer Idee oder einer Inspiration an. Also bei meinem Animationsfilm "Der Steppenwolf" hat ja das Buch als Vorlage gedient, da hatte ich schon voll die Bilder im Kopf. Generell würde ich sagen, dass ich immer schon so eine grobe Vorstellung im Kopf habe, wie es am Ende aussehen soll, z. B. was für einen Stil oder was ich erzählen möchte. Also ich habe da irgendwie keinen typischen Prozess. Bücher finde ich als Vorlage immer ganz cool und hilfreich. Das Buch als Vorlage zu nehmen und dann da irgendwie nochmal eine eigene Geschichte daraus zu machen oder das zu zeigen, was ich mir beim Lesen gedacht habe.


Was machst du denn, um deinen kreativen Kopf mal abzuschalten?


Da mache ich eigentlich immer Sachen, die sehr wenig mit etwas Kreativem zu tun haben. Also ich höre sehr gern viel Musik und singe auch ganz gerne mal in meinem Zimmer für mich. Ich glaube die Türen sind leider nicht dick genug (lacht), aber ich stelle mir dann meistens vor, dass mich niemand hört, da kann ich schön abschalten. Im Sommer gehe ich auch voll gerne in den Wald zum Fahrradfahren. Da fahre ich gerne bergab und spüre den Adrenalinkick. Ja, und ansonsten mache ich gern was mit Freund:innen. Da kann es schon auch mal um Filme gehen, ich find es cool, mit Freund:innen über Filme zu quatschen. Am Anfang des Studiums habe ich auch noch beim Perfect Day, dem Café, gearbeitet. Das war auch ein schöner Ausgleich, weil es ganz was anderes war im Vergleich zum Studium. Da musste man mal nicht an irgendwas denken, sondern einfach halt den Kaffee machen. Das hat auch gut den Kopf frei gemacht. Ich glaube einfach generell Sachen, wo man nicht viel nachdenken muss, sind der beste Ausgleich, um den Kopf mal abzuschalten.

Das fühle ich, bei kreativer Arbeit ist man meistens so tief drin im Thema, dass man dann auch etwas braucht, was einen komplett aus dem Kopf reißt.

Voll, irgendwann ist man ja auch voll festgefahren und kommt auch gar nicht mehr weiter an seinem Projekt. Das kann auch frustrieren und ich denke mir dann: "Oh, das war eine schlechte Idee". Ich hab dann auch keine Lust mehr und bin dann immer kurz davor, das zu verwerfen. Mit ein bisschen Abstand dazu geht's dann doch wieder.

Auf deiner Website steht der Spruch "A little messy, a little weird, but definitely a lot of fun!". Trifft das auch auf deine Kunst bzw. Projekte zu? Falls nicht, wie würdest du deine Kunstform sonst beschreiben?

Ja, ich finde das passt schon. Ich weiß nicht, ob ich heutzutage noch 100 % mit dem Spruch zufrieden bin. Ich glaub den hatte ich damals am Anfang, wo ich die Website erstellt habe, ausgesucht, weil ich dachte, dass das ganz gut passt. Für mich persönlich ist der Prozess meistens ziemlich messy. Ich probiere meist komplett neue Stile aus, wo ich mich dann erstmal reinfuchsen muss. Vielleicht klappt es dann nicht so, wie ich mir das vorgestellt habe und dann wird alles umgeworfen.


Ja, so ein kreativer Prozess ist ja auch eigentlich nie so geradlinig. Also der ist ja eigentlich immer messy.Der Steppenwolf”, “Ohne Sinn” und “Alle Zeit Der Welt” sind ja auch deine ersten kurzen Animationsfilme, die man sich von dir angucken kann. Wann hast du denn damit angefangen, dich mit Animationsfilmen auseinanderzusetzen?


Das kam eigentlich während des Studiums. Leider war es bei uns so, dass wir Animation nicht im Grundstudium hatten, das war sehr schade und deswegen fing es bei mir erst ab dem dritten Semester an. Ab da habe ich viele Filmkurse gemacht, also auch ohne Animations-Anteil. Ich hatte jedoch schon die ganze Zeit Lust gehabt, irgendwie mal in das Thema Animation reinzuschnuppern. Ich fand es aber immer so ein Riesending, weil ich gar keine Ahnung hatte, wie das funktioniert und was man dazu braucht. Im Studium gab es dann einen Kurs, wodurch auch mein erster Film "Ohne Sinn" entstanden ist, bei dem wir Frame by Frame arbeiten mussten. "Der Steppenwolf" ist z. B. auch durch meinen ersten Animationskurs entstanden, da war die Aufgabe ein freier Animationsfilm und so kam ich langsam immer mehr mit Animationsfilmen in Kontakt. Pro Kurs habe ich mich dann immer mehr damit beschäftigt.

Florentina Berzel


Was braucht es denn für dich für einen gelungenen Kurzfilm?


Hmm gute Frage (überlegt). Ja, also ich mag es, wenn der Film mich am Ende mit irgendeiner Stimmung zurücklässt. Also es kann auch komplett sinnfrei sein und man hat aber so ein Gefühl am Ende, mit dem man rausgeht. Also ich finde das voll wichtig, dass man Stimmung einfängt und die Zuschauer:innen halt richtig eintauchen und Lust haben, den zu schauen. Ein Kurzfilm ist ja, wie der Name es schon sagt, nur auf eine kurze Zeit begrenzt und in der ist es wichtig, den Zuschauer:innen zu fesseln. Vielleicht auch, dass Kurzfilme neue Welten aufmachen oder neue Perspektiven.

Stimmt, bei Kurzfilmen hat man ja auch gar nicht so viel Zeit, um ein Gefühl rüberzubringen, das muss dann ja alles schon ein bisschen konzentrierter sein.

Ja, genau und man kann auch nicht so viel um den heißen Brei reden.


Wie lange brauchst du denn so für einen kurzen Animationsfilm?


Also "Der Steppenwolf", den habe ich in einem Semester gemacht, also in drei Monaten und bei "Alle Zeit Der Welt" habe ich länger gebraucht. Ich denke so ein halbes Jahr mit Pausen, sonst wäre er bestimmt auch früher fertig gewesen.

Jasmin: Hast du denn schon ein neues Projekt in Sicht?


Ja, für meinen Bachelor, da habe ich jetzt überlegt, auch wieder auf Basis von einem Buch zu arbeiten. Kennst du "Das Kind in mir muss Heimat finden"?

Ja, ich habe es noch nicht zu Ende gelesen, aber ich habe es ein paar Mal angefangen.


Da geht es ja auch im Buch um ein Schattenkind und ein Sonnenkind, also sinnbildlich für die positiven und negativen Glaubenssätze in einem selbst. Das Konzept fand ich irgendwie cool und da habe ich mir überlegt, dass es zwei Charaktere sind in meinem Kurzfilm. Das Schattenkind wird blau sein und das Sonnenkind gelb. Wie Sonne und Mond quasi. Das Schattenkind erlebt in dem Kurzfilm voll den blöden Tag und alles läuft irgendwie schief und beim Sonnenkind klappt alles und es ist fröhlich. Am Ende wird es dann eine Konfrontation zwischen den beiden geben und schließlich verschmelzen die beiden zu einer Figur. Sinnbildlich dafür, dass jeder Mensch beide Anteile in sich trägt und dass das auch okay ist. Da bin ich auch gerade schon dabei, die Zimmer von den beiden zu entwerfen.

Welche Farbe wird das Kind nach der Verschmelzung haben?

Grün (lacht). Also aus Blau und Gelb wird Grün (lacht). Grün ist ja auch die Farbe der Hoffnung und dass man sich selbst annimmt.

Gibt es bestimmte Themen, die du mit deinen Filmen ausdrücken bzw. behandeln möchtest?


Das ist auch immer unterschiedlich. Also beim “Steppenwolf”, da wollte ich gerne das Buch ein bisschen attraktiver machen für Leute, die es halt noch nicht gelesen haben und da es oft als langweilige Schullektüre abgestempelt wird. Der Kurzfilm erzählt ja die Geschichte an sich. Also habe ich ja nur quasi meine Sicht darauf in den Kurzfilm gepackt. Bei “Alle Zeit Der Welt” war die Motivation, dass ich meine Skills, was Animationen angeht, verbessere. Genau, der Kurzfilm hat jetzt keine tiefere Bedeutung als die Sprichwörter, um die es in dem Kurzfilm geht und “Ohne Sinn" ist auch ziemlich frei für Interpretationen. Das ist ja bei allen Experimentalfilm so, dass die Message am Ende nicht 100 % klar ist.

Bleiben wir doch gerade mal bei deinem ersten Film “Ohne Sinn”, einem Experimentalfilm, worum geht es in dem Film?

“Ohne Sinn” entstand durch einen Filmkurs, den ich durch mein Studium belegt habe. Wir haben 16 mm Film bekommen und sollten dort was reinkratzen. Also haben wir das praktisch Frame für Frame gemacht. Ich dachte, es wäre schön, eine Bewegung oder Objekte zu finden, die ineinander übergehen können. Dadurch kam ich auf die vier Elemente, die ich gerne abbilden wollte und dass durch eine Bewegung ein fließender Übergang zwischen diesen entsteht. Du musst dir vorstellen, ich habe diese riesigen Streifen Film an meine Balkontür gehängt, in die ich dann immer mit einem Messer reingekratzt habe. Das wurde dann irgendwie zu einem Selbstläufer, da ich dann eigentlich während dem Kratzen überlegt habe, wie das eine Element in das andere übergehen kann.

Das war ja eine interessante Aufgabe! "Ohne Sinn" war ja dein erster Film, aber nicht dein letzter. Was hat dich begeistert an deinem ersten Film?

Mich hat vor allem begeistert, dass ich was gezeichnet habe und ich da eine Bewegung einbringen konnte. Also, dass ich das selbst irgendwie steuern kann und etwas aus dem Nichts schaffen kann. Dass man diese blanko Filmrolle hat und daraus was macht, was sich am Ende auch noch bewegt. Ja genau, das hat mich fasziniert.

Du kannst halt alles machen, was du möchtest. Du kannst quasi jede Welt selbst schaffen und das an dein Thema anpassen.

Ja, ich glaube, ich finde es einfach schön, Geschichten erzählen zu können.

Das ist doch auch der perfekte Übergang zu deinem zweiten Animationsfilm "Der Steppenwolf" von Hermann Hesse. Worum geht's da?

Also, im Steppenwolf geht es um die Hauptfigur Harry Haller. Das ist auch ein Synonym für Hermann Hesse. Der Harry Haller, der lebt als normal bürgerliche Person, aber fühlt sich irgendwie nicht ganz dazugehörig. In dem Buch geht es praktisch um seinen Struggle in der Welt, dass er irgendwie nicht seinen Platz findet. Deswegen sieht er sich auch als Steppenwolf, also als ein einsamer Wolf. Die Geschichte wird quasi aus drei Perspektiven erzählt und zwei von denen habe ich in meinem Kurzfilm verwendet. Er hat auch eine sehr schöne bildliche Sprache, da habe ich mir im Buch einfach sehr viele Sachen markiert, die ich dann in meinen Film packen wollte. Generell konnte ich zu ein paar Sachen Parallelen schlagen, von denen er im Buch schreibt, womit glaube ich jeder auch schon mal zu tun hatte, z. B. dass man seinen Platz nicht wirklich in der Welt findet und sich irgendwie ein bisschen fehl am Platz fühlt. Es hat mich einfach sehr berührt, wie er über das Leben an sich geredet hat.

Wie würdest du sagen, unterscheidet sich der Film zu deinem ersten Film?

Also “Der Steppenwolf” ist fast komplett digital entstanden. Der erste Film "Ohne Sinn" ist analog entstanden. Ja, es war einfach eine andere Herangehensweise. Also beim Steppenwolf konnte ich mir ja auch alles nochmal anschauen, bei dem Film "Ohne Sinn" war das wegen der Filmrollen nicht der Fall. Das war eine Überraschungstüte, oder ein Überraschungspaket? Ich hoffe, du weißt, was ich meine (lacht). Beim Steppenwolf musste ich auch viel mehr planen und es war weniger intuitiv. Was ich jedoch beibehalten habe, ist, dass bei beiden Filmen die Farben reduziert sind. Das, finde ich, hat beim Steppenwolf auch gut gepasst, reduziert auf das Wichtigste sozusagen.

Florentina Berzel

Was sind denn Techniken, die du gerne verwendest?

Das ist immer unterschiedlich. Also ich mag Frame by Frame sehr gerne, weil du da die meisten Möglichkeiten hast. Du kannst alles zeichnen. Der Nachteil ist, dass es halt ewig lange dauert, um ein paar Sekunden zu machen. Bei "Alle Zeit Der Welt" habe ich z. B. mit Illustrator gearbeitet. Also da ist alles quasi am Laptop gezeichnet. Ich würde sagen, es gibt aber nicht die eine Technik, die ich jetzt immer verwende. Es kommt immer auf das Projekt an. Also oft ist es auch eine Kombination aus einigen Techniken, weil das einfach den meisten Spielraum bietet. 3D war jetzt das, was ich bisher am wenigsten verwendet habe, weil das auch nochmal so ein ganz anderes Universum ist. Da habe ich jetzt aber auch mit angefangen und ich finde es voll cool, weil wenn du eine Sache gebaut hast, kannst du diese von allen Seiten zeigen. Du musst nicht jede Perspektive nochmal einzeln zeichnen, sondern kannst einfach eine Kamerafahrt durch machen. Da kann man dann auch Licht setzen und alles. Das finde ich toll.


Dein letzter Film "Alle Zeit Der Welt" wurde sogar für die Berlinale ausgewählt, erstmal herzlichen Glückwunsch dafür! Von den Farben ist er auch viel bunter, magst du erklären, was deine Inspiration hinter dem Film war?


Eine Freundin hat mir mal erzählt, dass sie sich neuerdings immer vorstellt, wie sich Sprichwörter in der Realität abspielen würden und dass sie das amüsiert. Daraus entstand so der Grundgedanke. Ja und auch, wie du vielleicht eben mit der Überraschungstüte bzw. dem -paket gemerkt hast, ist mir aufgefallen, dass ich voll schlecht in Sprichwörtern bzw. Redewendungen bin. Also es ist praktisch ein Film für Leute, die sich wie ich keine Sprichwörter merken können (lacht). Das war, glaube ich, auch eine der Hauptmotivationen. Also, es fängt z. B. an mit dem Mann an, der das Geld aus dem Fenster wirft, welcher dann vom Berg fällt. Also praktisch, der Hochmut kommt vor dem Fall und so geht es weiter und weiter. Von einem Sprichwort zum anderen, das wurde dann auch irgendwann zu einem Selbstläufer. Ich wollte einfach eine kleine Welt schaffen, die nur durch Sprichwörter funktioniert und am besten wie ein One-Shot wirkt, damit man merkt, dass alle Sprichwörter miteinander verbunden sind. Es sollte einfach ein Film werden, den es Spaß macht, sich anzugucken. Ich fand es einfach schön, einen Film zu machen, der sich leicht anfühlt, es muss ja nicht immer alles so super tiefgründig sein.

Florentina Berzel

Das ist auch dein erster komplett digitaler Film, oder?

Ja, das ist ganz witzig. Also dieser Bogen, weil mein erster Film ja komplett analog war, dann der zweite halb analog und halb digital und der letzte nun komplett digital. Ich wollte mich bei dem Film einfach mal ein bisschen mit Illustrator ausprobieren. Ich fand es cool, dass man sich alles aus diesen vektorbasierten Shapes bauen konnte. Ich wollte auch mal was komplett Buntes machen, weil vorher meine Filme eher schwarz-weiß waren. 

Für die Leser:innen, die jetzt neugierig wurden, wo kann man denn deine Filme sehen und wo wurden sie schon überall gezeigt?

Also aktuell habe ich jetzt meine Filme auf meinem Portfolio, außer "Alle Zeit Der Welt", der ist noch nicht auf der Website. Dafür kann man sich den jedoch auf Youtube anschauen. Der Kurzfilm: "Ohne Sinn” lief 2021 beim Hessischen Hochschulfilmtag. Es war mein erster Film, der bei einem Festival lief, was sehr cool war. “Der Steppenwolf” lief dieses Jahr beim Exground, bei dem  Wiesbaden Special und “Alle Zeit Der Welt” lief auch dieses Jahr beim Hessischen Hochschulfilmtag. Der wurde dort dann auch ausgewählt für die Hessen-Talents für die Berlinale. Damit habe ich ehrlich gesagt nicht gerechnet, weil, wie gesagt, er keine tiefere Message hat.

Muss er ja vielleicht auch nicht haben.

Stimmt, es ist ja auch einfach so ein Eintritt in eine andere Welt und das mit den Sprichwörtern soll auch einfach Spaß machen.

Einer meiner letzten Fragen ist nicht meine eigene, sondern von unserer letzten Interview-Partnerin. Ria würde gerne von dir wissen, wann du das erste Mal mit deiner Kunstform in Berührung gekommen bist? 

Ich habe als Kind viele Zeichentrickfilme und Serien geschaut und da ich jetzt im Animationsbereich arbeite, kam ich schon im Kindergarten mit meiner Kunstform in Berührung. 

Vielleicht noch abschließend: Wir sind ja jetzt im neuen  Jahr angekommen, was sind deine Pläne für 2023?


In 2023 hatte ich geplant, meinen Bachelor zu machen. Das ist jetzt so der Hauptplan. Also nächsten Winter. Mein Bachelor wird ja auch ein Animationsfilm, daher würde ich gerne versuchen, den Film fördern zu lassen. Das muss man jedoch früh beantragen. Ich glaube, da ist jetzt im Frühjahr die Frist, da muss ich mich mal drum kümmern (lacht). Sonst würde ich auch sehr gerne einen Van umbauen! Mal schauen, ob das 2023 klappt.

Ich bedanke mich an dieser Stelle nochmal recht herzlich bei der lieben Florentina für das schöne Interview und den Einblick hinter die Kulissen eines Animationsfilms und wünsche ihr für das Jahr 2023 viel Erfolg bei ihren Plänen (und vielleicht sogar den ersten Urlaub im umgebauten Van?).

Florentina alias “fusselvonflo” auf Instagram begeistert mit Animationsfilmen. Manchmal über ernste und manchmal über weniger ernste Themen, aber immer mit viel Herzblut. Ich durfte sie vor Weihnachten im Tillys Café auf eine Limonade treffen und mich mit ihr über ihre Leidenschaft, den Animationsfilm, unterhalten.

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