In den Gemächern des Professor Mainusch

Fotos:
Felicia Schöttker
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“Das Mainusch soll mehr als eine coole Partylocation [...] sein. Es geht darum, Freiräume von normativen Zwängen zu schaffen. Deshalb soll hier auch nicht der alltäglich so präsente Druck herrschen, Gewinn zu machen und im kapitalistischen Sinn verwertbar zu sein. Es soll ein Raum sein, indem jede:r sich nach seinen:ihren Fähigkeiten und Wünschen einbringen kann. Das erfordert natürlich ständige Kommunikation und neues Aushandeln von Konflikten zwischen Menschen – aber nicht gegeneinander [...], sondern konstruktiv miteinander.”

So steht es in den ersten Zeilen des Selbstverständnisses des Haus Mainusch. Genau dieses Selbstverständnis wird bereits seit 1988 gelebt und seither wird stetig um den Erhalt dessen gekämpft. Im Folgenden soll es darum gehen, was eigentlich hinter diesem mehrfach besprühten und zunächst etwas heruntergekommen anmutenden Haus und dessen Geschichte genau steckt, wieso dessen Erhalt einen Kampf darstellt und wieso es wichtig ist, den Kampf für immer weiterzuführen. 

Beim Haus Mainusch handelt es sich um ein selbstverwaltetes, unabhängiges Kommunikationszentrum auf dem Gelände der Johannes Gutenberg-Universität (JGU) in Mainz. Um jedoch genauer erklären zu können, was im Haus Mainusch alles möglich ist, sollte zunächst ein Blick auf die Geschichte des Hauses geworfen werden. 

Am Tag unseres Besuches wurden die Wege barrierefrei gepflastert und es wurde aufgeräumt. | Foto Credit: Felicia Schöttker

Wie bereits erwähnt, geht diese Geschichte bereits lange, bis zum 08. Juni 1988 zurück, als das am Staudinger Weg 23 neben einer Bauwagensiedlung gelegene Haus von Student:innen der Universität besetzt wurde. Ursprünglich handelte es sich bei dem Haus nämlich um ein sogenanntes “Professorenhaus”, in welchem tatsächlich einst ein Professor Mainusch lebte und welches bis dahin leer stand. Diese Student:innen begannen daraufhin Verhandlungen mit der Universität, um einen Mietvertrag zu erwirken, weshalb sich der “Verein für ein unabhängiges Kommunikationszentrum an der Universität Mainz e. V.” gründete. Allerdings hat es leider auch heute noch aufgrund von Plänen der Universität (wie beispielsweise der Errichtung eines Medientechnikhauses) sehr mit befristeten Verträgen, Mieterhöhungen und einer unsicheren Zukunft zu kämpfen. So wurde dagegen schon protestiert, getagged, gestimmt und auch offene Briefe an die Kanzlerin der JGU verfasst. Zuletzt wurde die aktuelle Duldung bis zum 30.06.2025 verlängert, was bedeutet, dass uns dieses Stück Mainzer Studierenden-Geschichte erst einmal noch eine Weile länger erhalten bleiben wird. Die langfristige Zukunft des Hauses bleibt jedoch ungewiss.

Foto Credit: Felicia Schöttker

Inzwischen hat das, der antifaschistischen Szene stark angehörige und ihre Werte vertretende, selbstverwaltete Haus einiges anzubieten:

Im Außenbereich des Hauses findet sich ein kleiner Bücher-(kühl-)schrank, in welcher alle (außer Nazis, Rechte, Rassisten, Sexisten und alle anderen menschenverachtenden Personen) geben, nehmen und sich intellektuell weiterbilden dürfen. Ferner bietet das Haus die sogenannte “KüfA” (= Küche für Alle), in der vegane Speisen gemeinschaftlich gekocht, angeboten und gegessen werden können. Dieses Semester wird es wieder möglich sein, die KüFA von MO-FR zu besuchen, um in den Genuss der Gerichte von selbstorganisierten, freiwilligen Kochteams zu kommen. Auch verfügt das Haus über einen Garten, einen offenen “Umsonstladen” und eine kleine Freebox vor dem Haus. Das Konzept dieses Ladens ist es, dass sich alle an dem Vorrat gebrauchter Gegenstände bedienen und diesen auch füllen können; die Voraussetzung ist nur, diesen sauber und ordentlich zu hinterlassen. 

Foto Credit: Felicia Schöttker

Doch das wahrscheinlich Tollste am Haus Mainusch sind die dort stattfindenden Veranstaltungen, an denen die verschiedensten (außer bereits genannte Ausnahmen) Menschen teilhaben und teilnehmen können. Seien es nun offene antifaschistische Treffen, Konzerte, Vorträge und Kneipenabende oder auch Tanzveranstaltungen; für jeden und jede ist etwas dabei. Wichtig ist es dem Haus zudem, dass die Unterstützung politischer Aktivitäten möglich gemacht wird und Menschen der Raum für die Organisation ebendieser geboten wird. Auch finden Soli-Partys statt, mit deren Einnahmen Projekte/Locations/Personen(-gruppen)/Organisationen unterstützt werden können. So findet beispielsweise noch Ende dieses Monats ein Soli-Kneipenabend statt, um eine Klima-Aktivist:in bei Gerichtskosten finanziell zu unterstützen. 

Foto Credit: Felicia Schöttker

Vorgestellt, organisiert und geplant werden die Veranstaltungen im wöchentlich stattfindenden Plenum, während sie von allen möglichen Menschen veranstaltet werden können. Wer dort gerne selbst eine Veranstaltung organisieren möchte, kann diese an jedem ersten und dritten Mittwoch im Monat im Plenum anmelden. Im Plenum werden übrigens alle Entscheidungen im gemeinsamen Konsens getroffen.  

Foto Credit: Felicia Schöttker

Somit lässt sich sagen, dass das Haus Mainusch ein Ort schier unbegrenzter Möglichkeiten für Interaktion, Kommunikation, Vernetzung, politisches Engagement, Verköstigung und gute Laune ist. All dies und auch alles potentiell darüber Hinausgehende bedarf ehrenamtlichen Engagements, welches das Projekt seit 1988 am Leben hält. Jeder und jede kann sich beteiligen und auch Spenden sind jederzeit erwünscht und benötigt, denn gegenwärtig finanziert sich das Haus durch Mitgliedsbeiträge aus dem Verein und Spenden von außerhalb.

Es ist wichtig, dass Freiräume wie dieser erhalten bleiben, während durch exorbitant steigende Mieten und Beendigungen von Pachtverträgen unzählige Kulturstätten und Kneipen mit teils jahrzehntelanger Geschichte ihre Tore schließen müssen. Auch darf der wichtige Aktivismus, der von Orten wie diesen aus betrieben wird, wie auch die Vernetzungen für politischen Aktivismus, die dort geknüpft werden, nicht verloren gehen. Es ist für freie (Selbst-)Entfaltung, sicherere Räume, Engagement und Aktivismus unabdingbar, dass Gentrifizierung und der Stigmatisierung dieser Räume entgegengewirkt wird.    

Foto Credit: Felicia Schöttker

Das Haus Mainusch ist nicht nur ein Stück Geschichte der Studierenden in Mainz und ein Ort, an dem wirklich alle Menschen zusammenkommen und gemeinsam eine gute Zeit haben sowie Austausch betreiben können, sondern auch ein Zeichen dafür, wie wirksam es sein kann, gemeinsam für etwas zu kämpfen, das rein durch Gemeinschaftlichkeit, Zusammenhalt, Ehrenamt und Selbstverwaltung funktionieren und bestehen kann. 

Wer neugierig wurde, sollte dem Haus dringend einen Besuch abstatten; ob beim Plenum, einem Kneipenabend, einem Konzert oder einfach auf einen Teller Chili sin Carne im Garten des Hauses. 

Die Termine aller bevorstehenden Veranstaltungen finden sich auf der Website.

Foto Credit: Felicia Schöttker

Für weitere Einblicke und Informationen zu dem Haus Mainusch empfehlen sich zudem das Buch “Kein Tag ohne” und das Interview, welches Anfang des Jahres von “Campus Mainz” mit zwei Mitgliedern des Vereins geführt wurde sowie der Film “Mein Raum_Dein Raum Freiraum”, der das Haus Mainusch von seiner echtesten Seite zeigt. 

Und für alle, die sich für ehrenamtliches Engagement und Aktivismus interessieren, empfiehlt sich ein Besuch beim nächsten bevorstehenden Vorstellungstag am 01. November. Dieser wiederholt sich und ist als eine Kombination aus einem Vortrag und Barabend angesetzt.  

Ich bedanke mich bei allen Leser:innen und wünsche euch ein angenehmes Wochenende und einen schönen Herbst!

               

Verwendete, nicht im Text angegebene, Quellen: 

CampusTV Mainz (2012). Haus Mainusch

change.org (2018). Haus Mainusch bleibt! Für ein unabhängiges selbstverwaltetes Kulturzentrum in Mainz!

Epplehaus (2017). Solidarität mit dem Haus Mainusch in Mainz!

Sensor (2019). Buch: „Kein Tag ohne!“ – Eine kleine Geschichte des Haus Mainusch

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“Das Mainusch soll mehr als eine coole Partylocation [...] sein. Es geht darum, Freiräume von normativen Zwängen zu schaffen. Deshalb soll hier auch nicht der alltäglich so präsente Druck herrschen, Gewinn zu machen und im kapitalistischen Sinn verwertbar zu sein. Es soll ein Raum sein, indem jede:r sich nach seinen:ihren Fähigkeiten und Wünschen einbringen kann. Das erfordert natürlich ständige Kommunikation und neues Aushandeln von Konflikten zwischen Menschen – aber nicht gegeneinander [...], sondern konstruktiv miteinander.”

So steht es in den ersten Zeilen des Selbstverständnisses des Haus Mainusch. Genau dieses Selbstverständnis wird bereits seit 1988 gelebt und seither wird stetig um den Erhalt dessen gekämpft. Im Folgenden soll es darum gehen, was eigentlich hinter diesem mehrfach besprühten und zunächst etwas heruntergekommen anmutenden Haus und dessen Geschichte genau steckt, wieso dessen Erhalt einen Kampf darstellt und wieso es wichtig ist, den Kampf für immer weiterzuführen. 

Beim Haus Mainusch handelt es sich um ein selbstverwaltetes, unabhängiges Kommunikationszentrum auf dem Gelände der Johannes Gutenberg-Universität (JGU) in Mainz. Um jedoch genauer erklären zu können, was im Haus Mainusch alles möglich ist, sollte zunächst ein Blick auf die Geschichte des Hauses geworfen werden. 

Am Tag unseres Besuches wurden die Wege barrierefrei gepflastert und es wurde aufgeräumt. | Foto Credit: Felicia Schöttker

Wie bereits erwähnt, geht diese Geschichte bereits lange, bis zum 08. Juni 1988 zurück, als das am Staudinger Weg 23 neben einer Bauwagensiedlung gelegene Haus von Student:innen der Universität besetzt wurde. Ursprünglich handelte es sich bei dem Haus nämlich um ein sogenanntes “Professorenhaus”, in welchem tatsächlich einst ein Professor Mainusch lebte und welches bis dahin leer stand. Diese Student:innen begannen daraufhin Verhandlungen mit der Universität, um einen Mietvertrag zu erwirken, weshalb sich der “Verein für ein unabhängiges Kommunikationszentrum an der Universität Mainz e. V.” gründete. Allerdings hat es leider auch heute noch aufgrund von Plänen der Universität (wie beispielsweise der Errichtung eines Medientechnikhauses) sehr mit befristeten Verträgen, Mieterhöhungen und einer unsicheren Zukunft zu kämpfen. So wurde dagegen schon protestiert, getagged, gestimmt und auch offene Briefe an die Kanzlerin der JGU verfasst. Zuletzt wurde die aktuelle Duldung bis zum 30.06.2025 verlängert, was bedeutet, dass uns dieses Stück Mainzer Studierenden-Geschichte erst einmal noch eine Weile länger erhalten bleiben wird. Die langfristige Zukunft des Hauses bleibt jedoch ungewiss.

Foto Credit: Felicia Schöttker

Inzwischen hat das, der antifaschistischen Szene stark angehörige und ihre Werte vertretende, selbstverwaltete Haus einiges anzubieten:

Im Außenbereich des Hauses findet sich ein kleiner Bücher-(kühl-)schrank, in welcher alle (außer Nazis, Rechte, Rassisten, Sexisten und alle anderen menschenverachtenden Personen) geben, nehmen und sich intellektuell weiterbilden dürfen. Ferner bietet das Haus die sogenannte “KüfA” (= Küche für Alle), in der vegane Speisen gemeinschaftlich gekocht, angeboten und gegessen werden können. Dieses Semester wird es wieder möglich sein, die KüFA von MO-FR zu besuchen, um in den Genuss der Gerichte von selbstorganisierten, freiwilligen Kochteams zu kommen. Auch verfügt das Haus über einen Garten, einen offenen “Umsonstladen” und eine kleine Freebox vor dem Haus. Das Konzept dieses Ladens ist es, dass sich alle an dem Vorrat gebrauchter Gegenstände bedienen und diesen auch füllen können; die Voraussetzung ist nur, diesen sauber und ordentlich zu hinterlassen. 

Foto Credit: Felicia Schöttker

Doch das wahrscheinlich Tollste am Haus Mainusch sind die dort stattfindenden Veranstaltungen, an denen die verschiedensten (außer bereits genannte Ausnahmen) Menschen teilhaben und teilnehmen können. Seien es nun offene antifaschistische Treffen, Konzerte, Vorträge und Kneipenabende oder auch Tanzveranstaltungen; für jeden und jede ist etwas dabei. Wichtig ist es dem Haus zudem, dass die Unterstützung politischer Aktivitäten möglich gemacht wird und Menschen der Raum für die Organisation ebendieser geboten wird. Auch finden Soli-Partys statt, mit deren Einnahmen Projekte/Locations/Personen(-gruppen)/Organisationen unterstützt werden können. So findet beispielsweise noch Ende dieses Monats ein Soli-Kneipenabend statt, um eine Klima-Aktivist:in bei Gerichtskosten finanziell zu unterstützen. 

Foto Credit: Felicia Schöttker

Vorgestellt, organisiert und geplant werden die Veranstaltungen im wöchentlich stattfindenden Plenum, während sie von allen möglichen Menschen veranstaltet werden können. Wer dort gerne selbst eine Veranstaltung organisieren möchte, kann diese an jedem ersten und dritten Mittwoch im Monat im Plenum anmelden. Im Plenum werden übrigens alle Entscheidungen im gemeinsamen Konsens getroffen.  

Foto Credit: Felicia Schöttker

Somit lässt sich sagen, dass das Haus Mainusch ein Ort schier unbegrenzter Möglichkeiten für Interaktion, Kommunikation, Vernetzung, politisches Engagement, Verköstigung und gute Laune ist. All dies und auch alles potentiell darüber Hinausgehende bedarf ehrenamtlichen Engagements, welches das Projekt seit 1988 am Leben hält. Jeder und jede kann sich beteiligen und auch Spenden sind jederzeit erwünscht und benötigt, denn gegenwärtig finanziert sich das Haus durch Mitgliedsbeiträge aus dem Verein und Spenden von außerhalb.

Es ist wichtig, dass Freiräume wie dieser erhalten bleiben, während durch exorbitant steigende Mieten und Beendigungen von Pachtverträgen unzählige Kulturstätten und Kneipen mit teils jahrzehntelanger Geschichte ihre Tore schließen müssen. Auch darf der wichtige Aktivismus, der von Orten wie diesen aus betrieben wird, wie auch die Vernetzungen für politischen Aktivismus, die dort geknüpft werden, nicht verloren gehen. Es ist für freie (Selbst-)Entfaltung, sicherere Räume, Engagement und Aktivismus unabdingbar, dass Gentrifizierung und der Stigmatisierung dieser Räume entgegengewirkt wird.    

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Das Haus Mainusch ist nicht nur ein Stück Geschichte der Studierenden in Mainz und ein Ort, an dem wirklich alle Menschen zusammenkommen und gemeinsam eine gute Zeit haben sowie Austausch betreiben können, sondern auch ein Zeichen dafür, wie wirksam es sein kann, gemeinsam für etwas zu kämpfen, das rein durch Gemeinschaftlichkeit, Zusammenhalt, Ehrenamt und Selbstverwaltung funktionieren und bestehen kann. 

Wer neugierig wurde, sollte dem Haus dringend einen Besuch abstatten; ob beim Plenum, einem Kneipenabend, einem Konzert oder einfach auf einen Teller Chili sin Carne im Garten des Hauses. 

Die Termine aller bevorstehenden Veranstaltungen finden sich auf der Website.

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Für weitere Einblicke und Informationen zu dem Haus Mainusch empfehlen sich zudem das Buch “Kein Tag ohne” und das Interview, welches Anfang des Jahres von “Campus Mainz” mit zwei Mitgliedern des Vereins geführt wurde sowie der Film “Mein Raum_Dein Raum Freiraum”, der das Haus Mainusch von seiner echtesten Seite zeigt. 

Und für alle, die sich für ehrenamtliches Engagement und Aktivismus interessieren, empfiehlt sich ein Besuch beim nächsten bevorstehenden Vorstellungstag am 01. November. Dieser wiederholt sich und ist als eine Kombination aus einem Vortrag und Barabend angesetzt.  

Ich bedanke mich bei allen Leser:innen und wünsche euch ein angenehmes Wochenende und einen schönen Herbst!

               

Verwendete, nicht im Text angegebene, Quellen: 

CampusTV Mainz (2012). Haus Mainusch

change.org (2018). Haus Mainusch bleibt! Für ein unabhängiges selbstverwaltetes Kulturzentrum in Mainz!

Epplehaus (2017). Solidarität mit dem Haus Mainusch in Mainz!

Sensor (2019). Buch: „Kein Tag ohne!“ – Eine kleine Geschichte des Haus Mainusch

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