Trash For Fame

Fotos:
Till Kraus
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Aus vermeintlichem Müll Kunst machen. Viele Künstler:innen legen bewusst den Drang nach Perfektionismus und das Streben nach "schöner" Kunst nieder, um sich dem kreativen Prozess zu widmen. Denn für Kunst braucht man nicht die teuersten Materialien. Diese Idee steckt auch hinter Tills Kunst – sein Künstlername Trash For Fame. Till fotografiert analog und designt. Er ist der Meinung, für gute Fotos braucht man nicht die beste Kamera. 

Wir durften ihn in seiner WG interviewen und schon beim Betreten in der Wohnung wurde schnell klar, dass hier viel Kreativität wohnt: kontrastreiche bunte Lichter, Fotografien auf Wänden, Vinylplatten und Kamera -Zubehör, das gleichzeitig den Raum dekoriert. 

Lieber Till, erstmal danke dafür, dass wir dich in deiner WG interviewen dürfen. Bevor wir über deine Kunst sprechen, magst du dich kurz vorstellen?

Ich bin Till, 27 Jahre alt und studiere Kommunikationsdesign an der Hochschule RheinMain. Ich bin Fotograf und Designer, wenn man so will. Ich bin mir selbst manchmal nicht sicher, was genau mein Hauptjob ist. Fotografie und Design sind ja relativ nah beieinander.

Würdest du sagen, du bist ein Künstler? 

Weiß ich nicht genau. Da stellt sich bei mir die Frage, ab wann man selbst als Künstler gilt. Persönlich finde ich es komisch, wenn ich sage: „Hey, ich bin Künstler.“ Aber das kann jeder so definieren, wie er das möchte. 

Du hast eben schon gesagt, dass du als Fotograf und Designer tätig bist. Auf Instagram ist mir aufgefallen, dass du dementsprechend zwei Accounts mit deiner Fotografie und deinem Design hast. Was war zuerst da: Design oder Fotografie? 

Der Design-Account war auf jeden Fall zuerst da, weil ich eine Ausbildung zum Mediengestalter absolviert habe. Die Fotografie kam irgendwann 2017 dazu. 

Social Media ist auch eine gute Möglichkeit, der eigenen Kunst eine Plattform zu geben. Wie kamst du denn zur Fotografie?

Mein großer Bruder hat mir zu meinem Geburtstag eine analoge Spiegelreflexkamera geschenkt. Ich habe angefangen, Fotos von meinen Freunden zu machen und das hat mir ziemlich viel Spaß gemacht. Die Fotos habe ich auf Instagram veröffentlicht. Aber ich hatte auch schon als Kind meine erste Fotokamera in den Händen, die mir mein Opa geschenkt hat, mit der ich zwei Filme gemacht habe. 

Hast du die Kamera deines Opas oder die Filme noch?

Die Kamera habe ich leider nicht mehr, aber die Filme besitze ich noch. Damals waren wir im Frankfurter Zoo und ich habe viele Fotos von Robben gemacht, weil das meine Lieblingstiere waren (lacht). Waren jetzt keine Kunstwerke. 

Was fasziniert dich an … Robben? Ne, Scherz. Was fasziniert dich an der Analogfotografie?

Wahrscheinlich das, was viele daran interessiert. Die Analogfotografie fühlt sich ein bisschen echter an - auf eine komische Art und Weise. So wirklich echt ist es nicht, aber die Fotos wirken etwas filmischer und die Farben strahlen mehr.

Alles ist so ein bisschen schöner – wie eine kleine Traumwelt. 

Und nicht nur das Fotografieren an sich macht mir Spaß, ich mag auch alles andere, was mit der Analogfotografie einhergeht: die einzelnen Kameras, das Equipment, die Filmrollen, die Verpackungen. Alles ist schön, bunt und schrill. Man kann sich die meisten Retro-Sachen einfach ins Regal stellen – allein zu dekorativen Zwecken. Tolle Sachen zum Staub fangen (lacht).

Die schöne Dekoration kann man auch in deinem WG-Zimmer bestaunen. Ich kann mir vorstellen, dass man in der Analogfotografie ganz bewusst Motive wählt, weil man eben nicht zehn Fotos von derselben Situation schießt. 

Auf jeden Fall. Natürlich hat man dann auch mal schlechte Fotos. Man weiß nie genau, was man gemacht hat. Manchmal fotografiere ich einfach darauf los und hoffe, dass das Bild so wird, wie ich es mir gerade vorgestellt habe. Nach dem Entwickeln zeigt sich dann, ob das Resultat entweder gut oder schlecht geworden ist. Es ist wie ein Überraschungsmoment. Am Ende muss man sich damit zufriedengeben. Im Nachhinein bearbeite ich meine Fotos, wenn mir jetzt eine Farbe nicht gefällt oder wenn ich in dem Foto mehr Blau oder Grün haben will. Manche Leute machen das nicht, weil es dem analogen Charakter widerspricht, aber die Entwicklung der Bilder, die Belichtung des Films und das Scannen des Films sind ja auch Bearbeitungen. Deswegen halte ich es für Quatsch, dass man sich selbst zurückhält. 

Das passt auch zu deiner eigenen kleinen Traumwelt, die du mit diesen Fotos kreieren kannst. Wie suchst du deine Motive aus?

Da gibt es gar nicht so einen festen Prozess, würde ich sagen. Entweder ich schreibe Personen an, die interessant wirken. Sie müssen auch nicht unbedingt Erfahrung im Modeln haben. Oder ich finde bestimmte Locations gerade spannend und fahre manchmal davor sogar schon hin und schaue, was gut aussehen könnte. Es ist meistens spontan, je nachdem wie die Person Lust hat und welche Dynamik entsteht. 

Bei Fotosessions könnte man viel im Voraus planen, wie man sich genau das Foto vorstellt anhand von Moodboards, Storyboards oder Ähnlichem. Wie ist es bei dir? Du meintest schon, du schaust auch mal spontan. Planst du viel oder handelst du eher intuitiv?

Es ist immer so eine Mischung. Ein Moodboard ist für mich etwas, das man jemandem zeigt, damit die Person die Idee versteht. Bei manchen Sachen macht es viel Sinn, das zu haben. Die Idee habe ich meistens in meinem Kopf und brauche diese jetzt nicht nochmal extra auf dem Papier oder so. Aber ich erkläre der Person natürlich, wie ich mir das Foto vorstelle. 

Also ist dir die Beziehung zwischen dir und dem Model besonders wichtig?

Ja. Wenn die andere Person, mit der du Fotos oder Videos machst, auch offen und kreativ ist, können gemeinsam tolle Motive entstehen. Ich finde es cool, wenn eine Kollaboration stattfinden kann. Wenn ich mir einen festen Plan mache, bin ich auch limitiert. 

Stimmt, damit lässt du dir so die künstlerische und kreative Freiheit auch während der Fotosession. Auf Instagram findet man dich unter den Namen Trash For Fame und Studio2066. Was bedeuten diese Namen? 

Ich versuche, mich kurz zu halten (lacht). Mit 22 Jahren bin ich mit Freunden nach Frankfurt gefahren und mein Bruder hat mir einen Camcorder gegeben, den er nicht mehr gebraucht hat. Ein Freund von mir hatte auch einen dabei, der etwas kaputt war und so Glitches gemacht hat (Anm. der Redaktion: Visuell drückt sich ein Glitch darin aus, dass ein Bild flimmert, sich dessen Grafik verformt und verzerrt, Verpixelungen, gezackte Linien oder falsche Farben auf dem Bildschirm erscheinen oder Bewegungen im Bild verzögert stattfinden oder einfrieren). Wir beide haben den ganzen Abend lang gefilmt, was wir gemacht haben. Was in dem Fall darin bestand, dass wir Bier getrunken haben und durch die Stadt gelaufen sind. Jeder sollte im Anschluss ein eigenes Video aus dem gleichen Material schneiden und dem anderen schicken. Mein Kumpel hat es nie gemacht. Wenn er das hier lesen sollte: Mach es endlich (lacht). Ich habe mein Video aus Spaß Trash for Fame genannt. Dabei hatte ich den Hintergedanken, dass es nicht wichtig ist, ob die Bilder mit einer guten Kamera entstanden sind oder nicht. 

Es geht darum, was du aus dem machst, was du hast. 

Foto Credits: Till Kraus

Quasi aus Scheiße Gold machen. Dann habe ich T-Shirts entworfen, die ich Studio2066 genannt habe. 2066 ist der numerische Code für Trash For Fame: 20 ist Buchstabe T und 6 steht für den Buchstabe F, zusammen ergibt das TFF also 2066. Studio steht stellvertretend für den Design- und 2066 für den Fotografie- und Videoteil. Aktuell funktioniert das mäßig gut.

Wie meinst du das?

Ich mag es nicht, diese zwei Accounts zu haben, weil sie die Bereiche separieren, obwohl sie zusammengehören. Langfristig will ich beides auf eine Seite packen, um zu zeigen: Das bin ich. 

Ja stimmt, ergibt Sinn. Was machst du sonst eigentlich, wenn du mal nicht fotografierst oder designst?

Mhm (überlegt). Das hört sich immer so ein bisschen traurig an, aber das, was ich mache, ist sowohl Hobby als auch Beruf. Ich spiele ab und zu mal Tischtennis, aber das ist jetzt keine Leidenschaft von mir. Seit ein paar Wochen habe ich die Playstation wieder für mich entdeckt. Das ist aber nur temporär, weil die Uni auch wieder bald anfängt. 

Dann nochmal zurück zu deinem Hobby und deinem Beruf. Ich finde es gar nicht traurig, dass dein Hobby dein Beruf ist. Viele wünschen sich genau das. 

Und einen Aspekt in deiner Fotografie finde ich besonders spannend. Persönlich liebe ich es zu tanzen und zu malen. Dadurch interessiere ich mich immer dafür, Bewegungen künstlerisch einzufangen. Als ich deine Fotos auf Instagram gesehen habe, ist mir aufgefallen, dass sie einem Video gleichen. Es sind immer mehrere Fotos, die Bewegungen wiedergeben. Wie kamst du darauf und welche Idee steckt dahinter?

Eine Idee ist es nicht wirklich. Dieser Effekt entsteht, weil ich die Fotos mit einer analogen 3D-Kamera mache. Die 3D-Kamera ist eine stereoskopische Kamera (Anm. der Redaktion: Der stereoskopische Effekt erzeugt durch die leichte Versetzung der Bilder einen räumlichen Eindruck. Die 3D Kamera arbeitet mit diesem Effekt.), die gleichzeitig vier Fotos auf Frames belichtet. Und durch den Versatz von jeder Linse hast du einen ganz leichten anderen Winkel. Dadurch entsteht praktisch die Bewegung, wenn man die einzelnen Fotos hintereinander abspielt. Entwickelt wurde die Kamera Ende der 80er/ Anfang der 90er in den USA mit dem Zweck, Lenticular Prints herzustellen – diese Wackel-Bildchen (Anm. der Redaktion: Der Lentikulardruck ist ein Bild, das mittels winziger optischer Linsen oder Prismen einen dreidimensionalen bzw. räumlichen Eindruck erzeugt). Die Kamera wurde nicht populär, es gab extra Labore, wo du das hinschicken musstest. Irgendwer hatte dann die Idee, denselben Effekt mittels Photoshop zu erzeugen. Dann hast du dasselbe Prinzip wie die Lenticular Prints, nur dass du dann ein GIF oder ein Video erstellst. Ich habe öfters die Bilder dann tatsächlich als Lenticular Print gedruckt.

Hast du einen Print hier? 

(Zeigt Bücher mit Lenticular Prints)

Spannend. Ich muss gestehen, ich habe von dieser Kamera noch nie gehört.

Ja, sie wird auch nicht mehr hergestellt. 

Wie bist du auf die Kamera gekommen?

Tatsächlich durch Instagram. Ich habe das Musikvideo “What if I go” von Mura Masa gesehen, in dem eine 3D-Kamera benutzt wurde. Dadurch ist der Effekt populär geworden. 

Ich finde es auch in unseren Zeiten interessant, dass sich diese Kamera in den 80ern/ 90ern nicht durchgesetzt hat, aber sie in unsere heutige Reel-Kultur gut reinpasst. 

Ja, es gibt mittlerweile auch viele Apps, die versuchen, den Effekt nachzumachen, aber das Echte ist schon cooler. 

Lass uns noch etwas über deine Designs sprechen. Was inspiriert dich bei deinen Designs?

Alles Mögliche. Meine Freunde, viel Musik, alte Gegenstände, zum Beispiel ein alter Kassettenrekorder. Sachen mit vielen Knöpfen. 

Hast du gerade einen Song, der dich inspiriert?

Letzte Woche habe ich einen Song in Dauerschleife gehört: Alte Sünder von Salo. Es ist jetzt nicht so, dass ich wegen der Musik sofort eine Design-Idee bekomme.

Die Musik versetzt mich eher in ein gutes Gefühl und motiviert mich, irgendetwas zu machen. 

Das liebe ich auch an Kunst im Allgemeinen. Sie regt an und motiviert, weiter zu streben. Und wie sieht dein Prozess im Design aus? 

Es ist immer anders. Meistens zeichne ich gar nicht, sondern fange direkt digital an. Mal hat man eine Idee, die von sonst woher kommt. Manchmal arbeitet man zu lange an Details, die völlig irrelevant sind. Zwischendurch arbeite ich auch mal Wochen nicht dran. Vielleicht fängt man sogar wieder von vorne an. Es ist aber auch immer abhängig davon, ob ich etwas für mich mache oder einen Kunden habe, der eine Deadline hat. Ich glaube, von außen wirkt es oft wie ein heilloses Durcheinander

Der Prozess ist auch wichtig. Spannend, auf der einen Seite arbeitest du sehr digital, aber auf der anderen Seite liebst du das Handwerkliche, die alten Kameras und alles, was Retro ist. Was fasziniert dich daran?

Ich glaube, die ganze Welt drumherum. Als 1995er Jahrgang bin ich mit den drei??? aufgewachsen. Damals als Kind hatte man keine Verpflichtung außer Lego spielen und drei??? hören. Ich habe letztens meinen alten Kassettenkoffer mit meiner Kassettensammlung gefunden. Früher war ich jeden Tag in der Bibliothek und habe mir Hörspiele ausgeliehen, die ich meist mit einem Bleistift zurückspulen musste, weil andere Kinder schlecht damit umgegangen sind und sich das Tonband immer im Recorder verheddert hat. Einerseits ist es diese Nostalgie. Andererseits gab es früher viel mehr unterschiedliche Medien, die gestaltet wurden, wie bspw. Kassetten-Cases oder Vinyls etc. Dieses brutalistische Design wie von Kassettenrekordern und Tonbandgeräten mit den tausend Knöpfen, präsenter Typografie und knalligen Farben von früher kommt ja wieder, was auch gut an der Serie Stranger Things zu sehen ist.

Ich habe eher Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen gehört, aber die Kassettenspieler kenne ich als 1997er Jahrgang auch noch ganz gut. 

Beim Scrollen durch deinen Instagram-Account sind auch viele Fotos aus Kanada dabei. Was verbindest du mit dem Land?

Ich habe in Montreal für sechs Monate mein Pflichtpraktikum im Bereich Graphic Design bei Baillat Studio absolviert. Es fühlt sich für mich auch nicht so an, als wäre ich in Kanada gewesen, sondern einfach nur in der Stadt Montreal, weil mein Fokus das Lernen und Arbeiten war, weshalb ich wenig von Kanada als Land sehen konnte.

Was hast du von dieser Zeit mitgenommen?

Einiges. Es war die mit Abstand schönste Zeit in meinem Leben. Allein das Hinreisen war für mich bereits eine Überwindung. Andere tun sich da vielleicht leichter, aber für mich war es eine große Herausforderung. Deswegen bin ich sehr froh und stolz, dass ich das geschafft habe. Auch im Design-Bereich habe ich sehr viel dazugelernt. Ich hätte es nicht besser treffen können. Die Menschen waren nett und offen. Es war gefühlt vielmehr ein Miteinander als in Deutschland, ob zwischen Design-Agenturen oder im Musikbusiness. Beim nächsten Mal will ich aber doch etwas mehr reisen, weil das Land so schön ist. 

Wir vom Einerseits Magazin versuchen möglichst viele Einblicke in die Kunst- und Kulturszene im Rhein-Main-Gebiet zu gewähren. Stehen vor deiner Linse Menschen, die regional Kunst und Kultur schaffen und die du gerne weiterempfehlen willst?

Ich glaube, bisher sind es wenige, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Hier aus der Umgebung gibt es einmal die Band The True Spacemen, das sind ganz fantastische Jungs, die underrated sind. Dann würde ich noch Urbannino empfehlen. Ein Wiesbadener Urgestein, der sich gerade musikalisch extrem entwickelt.   

Auf welche zukünftigen Projekte dürfen wir uns freuen?

Ich arbeite gerade an einem Buch, das mein Praktikum in Kanada dokumentiert. Das brauche ich gar nicht für die Uni, aber ich mache das für mich, weil ich so viele Fotos gemacht habe und es schade wäre, wenn die nur irgendwo herumliegen würden. Ein Buch will ich meinem Arbeitgeber als Dankeschön für die tolle Zeit schenken, und eins behalte ich für mich. Sonst stehen noch Projekte an, zu denen ich nicht viel sagen kann, aber es sind jeweils ganz neue Bereiche, die ich zum ersten Mal ausprobieren werde. Wenn das eine funktioniert, dann wird es bald ein Produkt geben, das man kaufen kann – speziell für Analogfotograf:innen.

Okay, viel Teaser. Ich bin schon gespannt. Das sind viele unbekannte Bereiche. Du probierst dich gerne aus, oder? 

Ja, total. Es macht halt Spaß (lächelt).

Wie würdest du deine eigene Kunst in drei Worten beschreiben?

Trash For Fame. Manchmal sind z. B. Fotos, die man gemacht hat, schlechter, als man sie sich vorgestellt hat und dann muss man sich überlegen, wie man auch daraus etwas Tolles machen kann. Das ist auch irgendwie meine Methode geworden. Wenn ich nicht alle Mittel habe, die ich vermeintlich brauche, um eine Idee umzusetzen, schaue ich, wie ich den Effekt, den ich erzielen will, anders hinbekomme. 

Ich habe den Namen als happy accident sehr glücklich gewählt, weil er mir viel Spielraum ermöglicht, in dem nicht alles gleich perfekt sein muss.

Schön, dass du das betonst. Man braucht nicht immer das beste Equipment oder die beste Kamera, um loszulegen. Natürlich ist es schön, einen Anspruch an die eigene Kunst zu haben. Aber ich merke auch selbst, dass Perfektionismus den eigenen kreativen Prozess hindert. Man steht sich selbst im Weg. 

Genau, eigentlich braucht man nur eine Idee und dann schaut man weiter. 

Wir sind jetzt auch schon am Ende des Interviews. Gibt es noch etwas, das du loswerden willst oder eine Frage, die du gerne beantworten willst, die ich dir aber nicht gestellt habe?

(Überlegt) Tod dem Kapitalismus. Geld steht nur im Weg. Hätte ich genug Geld, würde ich alles for free machen, weil es mir so viel Spaß macht. Es gibt beispielsweise so tolle Musiker:innen, die ich gerne filmen wollen würde, aber kostenlos kann ich das nicht anbieten und die Musiker:innen haben meistens auch kein großes Budget. Das finde ich super schade, deswegen: Tod dem Kapitalismus. 

Kann ich gut verstehen. Du meintest schon, dass die Analogfotografie besonders teuer ist. Gerade in der Kunst ist der Solidaritätsgedanke wichtig für das kreative Schaffen. 

Ja, ich finde es nervig. Ich stelle mir sehr oft vor, dass ich im Lotto gewinne. Das ist meine einzige logische Möglichkeit, viel Geld zu bekommen. Aber ich spiele kein Lotto (lacht). In meinem Kopf kaufe ich mir dann von dem Gewinn ein Riesenhaus und vermiete dann Ateliers für 50 € pro Monat. 

Das ist ein schöner Traum, den nehme ich mit. 

Und ich kaufe mir die drei???-Hörspiele auf Vinyl und alle Lego-Sets, die damals zu teuer waren. Dann baue ich den ganzen Tag Lego (lacht).

Zuletzt habe ich dir eine Frage von Oli, unserem letzten Interviewpartner, mitgebracht. Er fragt: "Was ist dein aktueller Lieblingstrack?"

Mein aktueller Lieblingstrack ist Sims 3 von dem neuen Blond Album Perlen. Ich muss aber sagen, dass dieses Album eines der wenigen Alben ist, auf denen wirklich jeder einzelne Track für sich unfassbar gut ist und Sims 3 nur einer von vielen tollen Tracks ist. Wer das nicht kennt, sollte dies schleunigst nachholen (lächelt).

An dieser Stelle möchte ich mich bei Till und seiner WG für einen schönen Montagabend bedanken. Ich werde wohl demnächst das Album hören und hoffe, ihr Leser:innen könnt neben dieser Empfehlung noch weitere Inspirationen mitnehmen. Im Nachklang ist mir mein eigener Drang nach Perfektion aufgefallen, der die eigene Kreativität leider so sehr hindert und einschränkt. Also lasst uns alle ein bisschen mehr wie Till denken und ab und an Neues ausprobieren, auch wenn das Resultat dann vermeintlich nicht “perfekt” ist. 

Folgt Till auf Instagram: Seine Fotografie findet ihr unter @trashforfame und sein Design unter @tillkraus_

 

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Fotocredits

Aus vermeintlichem Müll Kunst machen. Viele Künstler:innen legen bewusst den Drang nach Perfektionismus und das Streben nach "schöner" Kunst nieder, um sich dem kreativen Prozess zu widmen. Denn für Kunst braucht man nicht die teuersten Materialien. Diese Idee steckt auch hinter Tills Kunst – sein Künstlername Trash For Fame. Till fotografiert analog und designt. Er ist der Meinung, für gute Fotos braucht man nicht die beste Kamera. 

Wir durften ihn in seiner WG interviewen und schon beim Betreten in der Wohnung wurde schnell klar, dass hier viel Kreativität wohnt: kontrastreiche bunte Lichter, Fotografien auf Wänden, Vinylplatten und Kamera -Zubehör, das gleichzeitig den Raum dekoriert. 

Lieber Till, erstmal danke dafür, dass wir dich in deiner WG interviewen dürfen. Bevor wir über deine Kunst sprechen, magst du dich kurz vorstellen?

Ich bin Till, 27 Jahre alt und studiere Kommunikationsdesign an der Hochschule RheinMain. Ich bin Fotograf und Designer, wenn man so will. Ich bin mir selbst manchmal nicht sicher, was genau mein Hauptjob ist. Fotografie und Design sind ja relativ nah beieinander.

Würdest du sagen, du bist ein Künstler? 

Weiß ich nicht genau. Da stellt sich bei mir die Frage, ab wann man selbst als Künstler gilt. Persönlich finde ich es komisch, wenn ich sage: „Hey, ich bin Künstler.“ Aber das kann jeder so definieren, wie er das möchte. 

Du hast eben schon gesagt, dass du als Fotograf und Designer tätig bist. Auf Instagram ist mir aufgefallen, dass du dementsprechend zwei Accounts mit deiner Fotografie und deinem Design hast. Was war zuerst da: Design oder Fotografie? 

Der Design-Account war auf jeden Fall zuerst da, weil ich eine Ausbildung zum Mediengestalter absolviert habe. Die Fotografie kam irgendwann 2017 dazu. 

Social Media ist auch eine gute Möglichkeit, der eigenen Kunst eine Plattform zu geben. Wie kamst du denn zur Fotografie?

Mein großer Bruder hat mir zu meinem Geburtstag eine analoge Spiegelreflexkamera geschenkt. Ich habe angefangen, Fotos von meinen Freunden zu machen und das hat mir ziemlich viel Spaß gemacht. Die Fotos habe ich auf Instagram veröffentlicht. Aber ich hatte auch schon als Kind meine erste Fotokamera in den Händen, die mir mein Opa geschenkt hat, mit der ich zwei Filme gemacht habe. 

Hast du die Kamera deines Opas oder die Filme noch?

Die Kamera habe ich leider nicht mehr, aber die Filme besitze ich noch. Damals waren wir im Frankfurter Zoo und ich habe viele Fotos von Robben gemacht, weil das meine Lieblingstiere waren (lacht). Waren jetzt keine Kunstwerke. 

Was fasziniert dich an … Robben? Ne, Scherz. Was fasziniert dich an der Analogfotografie?

Wahrscheinlich das, was viele daran interessiert. Die Analogfotografie fühlt sich ein bisschen echter an - auf eine komische Art und Weise. So wirklich echt ist es nicht, aber die Fotos wirken etwas filmischer und die Farben strahlen mehr.

Alles ist so ein bisschen schöner – wie eine kleine Traumwelt. 

Und nicht nur das Fotografieren an sich macht mir Spaß, ich mag auch alles andere, was mit der Analogfotografie einhergeht: die einzelnen Kameras, das Equipment, die Filmrollen, die Verpackungen. Alles ist schön, bunt und schrill. Man kann sich die meisten Retro-Sachen einfach ins Regal stellen – allein zu dekorativen Zwecken. Tolle Sachen zum Staub fangen (lacht).

Die schöne Dekoration kann man auch in deinem WG-Zimmer bestaunen. Ich kann mir vorstellen, dass man in der Analogfotografie ganz bewusst Motive wählt, weil man eben nicht zehn Fotos von derselben Situation schießt. 

Auf jeden Fall. Natürlich hat man dann auch mal schlechte Fotos. Man weiß nie genau, was man gemacht hat. Manchmal fotografiere ich einfach darauf los und hoffe, dass das Bild so wird, wie ich es mir gerade vorgestellt habe. Nach dem Entwickeln zeigt sich dann, ob das Resultat entweder gut oder schlecht geworden ist. Es ist wie ein Überraschungsmoment. Am Ende muss man sich damit zufriedengeben. Im Nachhinein bearbeite ich meine Fotos, wenn mir jetzt eine Farbe nicht gefällt oder wenn ich in dem Foto mehr Blau oder Grün haben will. Manche Leute machen das nicht, weil es dem analogen Charakter widerspricht, aber die Entwicklung der Bilder, die Belichtung des Films und das Scannen des Films sind ja auch Bearbeitungen. Deswegen halte ich es für Quatsch, dass man sich selbst zurückhält. 

Das passt auch zu deiner eigenen kleinen Traumwelt, die du mit diesen Fotos kreieren kannst. Wie suchst du deine Motive aus?

Da gibt es gar nicht so einen festen Prozess, würde ich sagen. Entweder ich schreibe Personen an, die interessant wirken. Sie müssen auch nicht unbedingt Erfahrung im Modeln haben. Oder ich finde bestimmte Locations gerade spannend und fahre manchmal davor sogar schon hin und schaue, was gut aussehen könnte. Es ist meistens spontan, je nachdem wie die Person Lust hat und welche Dynamik entsteht. 

Bei Fotosessions könnte man viel im Voraus planen, wie man sich genau das Foto vorstellt anhand von Moodboards, Storyboards oder Ähnlichem. Wie ist es bei dir? Du meintest schon, du schaust auch mal spontan. Planst du viel oder handelst du eher intuitiv?

Es ist immer so eine Mischung. Ein Moodboard ist für mich etwas, das man jemandem zeigt, damit die Person die Idee versteht. Bei manchen Sachen macht es viel Sinn, das zu haben. Die Idee habe ich meistens in meinem Kopf und brauche diese jetzt nicht nochmal extra auf dem Papier oder so. Aber ich erkläre der Person natürlich, wie ich mir das Foto vorstelle. 

Also ist dir die Beziehung zwischen dir und dem Model besonders wichtig?

Ja. Wenn die andere Person, mit der du Fotos oder Videos machst, auch offen und kreativ ist, können gemeinsam tolle Motive entstehen. Ich finde es cool, wenn eine Kollaboration stattfinden kann. Wenn ich mir einen festen Plan mache, bin ich auch limitiert. 

Stimmt, damit lässt du dir so die künstlerische und kreative Freiheit auch während der Fotosession. Auf Instagram findet man dich unter den Namen Trash For Fame und Studio2066. Was bedeuten diese Namen? 

Ich versuche, mich kurz zu halten (lacht). Mit 22 Jahren bin ich mit Freunden nach Frankfurt gefahren und mein Bruder hat mir einen Camcorder gegeben, den er nicht mehr gebraucht hat. Ein Freund von mir hatte auch einen dabei, der etwas kaputt war und so Glitches gemacht hat (Anm. der Redaktion: Visuell drückt sich ein Glitch darin aus, dass ein Bild flimmert, sich dessen Grafik verformt und verzerrt, Verpixelungen, gezackte Linien oder falsche Farben auf dem Bildschirm erscheinen oder Bewegungen im Bild verzögert stattfinden oder einfrieren). Wir beide haben den ganzen Abend lang gefilmt, was wir gemacht haben. Was in dem Fall darin bestand, dass wir Bier getrunken haben und durch die Stadt gelaufen sind. Jeder sollte im Anschluss ein eigenes Video aus dem gleichen Material schneiden und dem anderen schicken. Mein Kumpel hat es nie gemacht. Wenn er das hier lesen sollte: Mach es endlich (lacht). Ich habe mein Video aus Spaß Trash for Fame genannt. Dabei hatte ich den Hintergedanken, dass es nicht wichtig ist, ob die Bilder mit einer guten Kamera entstanden sind oder nicht. 

Es geht darum, was du aus dem machst, was du hast. 

Foto Credits: Till Kraus

Quasi aus Scheiße Gold machen. Dann habe ich T-Shirts entworfen, die ich Studio2066 genannt habe. 2066 ist der numerische Code für Trash For Fame: 20 ist Buchstabe T und 6 steht für den Buchstabe F, zusammen ergibt das TFF also 2066. Studio steht stellvertretend für den Design- und 2066 für den Fotografie- und Videoteil. Aktuell funktioniert das mäßig gut.

Wie meinst du das?

Ich mag es nicht, diese zwei Accounts zu haben, weil sie die Bereiche separieren, obwohl sie zusammengehören. Langfristig will ich beides auf eine Seite packen, um zu zeigen: Das bin ich. 

Ja stimmt, ergibt Sinn. Was machst du sonst eigentlich, wenn du mal nicht fotografierst oder designst?

Mhm (überlegt). Das hört sich immer so ein bisschen traurig an, aber das, was ich mache, ist sowohl Hobby als auch Beruf. Ich spiele ab und zu mal Tischtennis, aber das ist jetzt keine Leidenschaft von mir. Seit ein paar Wochen habe ich die Playstation wieder für mich entdeckt. Das ist aber nur temporär, weil die Uni auch wieder bald anfängt. 

Dann nochmal zurück zu deinem Hobby und deinem Beruf. Ich finde es gar nicht traurig, dass dein Hobby dein Beruf ist. Viele wünschen sich genau das. 

Und einen Aspekt in deiner Fotografie finde ich besonders spannend. Persönlich liebe ich es zu tanzen und zu malen. Dadurch interessiere ich mich immer dafür, Bewegungen künstlerisch einzufangen. Als ich deine Fotos auf Instagram gesehen habe, ist mir aufgefallen, dass sie einem Video gleichen. Es sind immer mehrere Fotos, die Bewegungen wiedergeben. Wie kamst du darauf und welche Idee steckt dahinter?

Eine Idee ist es nicht wirklich. Dieser Effekt entsteht, weil ich die Fotos mit einer analogen 3D-Kamera mache. Die 3D-Kamera ist eine stereoskopische Kamera (Anm. der Redaktion: Der stereoskopische Effekt erzeugt durch die leichte Versetzung der Bilder einen räumlichen Eindruck. Die 3D Kamera arbeitet mit diesem Effekt.), die gleichzeitig vier Fotos auf Frames belichtet. Und durch den Versatz von jeder Linse hast du einen ganz leichten anderen Winkel. Dadurch entsteht praktisch die Bewegung, wenn man die einzelnen Fotos hintereinander abspielt. Entwickelt wurde die Kamera Ende der 80er/ Anfang der 90er in den USA mit dem Zweck, Lenticular Prints herzustellen – diese Wackel-Bildchen (Anm. der Redaktion: Der Lentikulardruck ist ein Bild, das mittels winziger optischer Linsen oder Prismen einen dreidimensionalen bzw. räumlichen Eindruck erzeugt). Die Kamera wurde nicht populär, es gab extra Labore, wo du das hinschicken musstest. Irgendwer hatte dann die Idee, denselben Effekt mittels Photoshop zu erzeugen. Dann hast du dasselbe Prinzip wie die Lenticular Prints, nur dass du dann ein GIF oder ein Video erstellst. Ich habe öfters die Bilder dann tatsächlich als Lenticular Print gedruckt.

Hast du einen Print hier? 

(Zeigt Bücher mit Lenticular Prints)

Spannend. Ich muss gestehen, ich habe von dieser Kamera noch nie gehört.

Ja, sie wird auch nicht mehr hergestellt. 

Wie bist du auf die Kamera gekommen?

Tatsächlich durch Instagram. Ich habe das Musikvideo “What if I go” von Mura Masa gesehen, in dem eine 3D-Kamera benutzt wurde. Dadurch ist der Effekt populär geworden. 

Ich finde es auch in unseren Zeiten interessant, dass sich diese Kamera in den 80ern/ 90ern nicht durchgesetzt hat, aber sie in unsere heutige Reel-Kultur gut reinpasst. 

Ja, es gibt mittlerweile auch viele Apps, die versuchen, den Effekt nachzumachen, aber das Echte ist schon cooler. 

Lass uns noch etwas über deine Designs sprechen. Was inspiriert dich bei deinen Designs?

Alles Mögliche. Meine Freunde, viel Musik, alte Gegenstände, zum Beispiel ein alter Kassettenrekorder. Sachen mit vielen Knöpfen. 

Hast du gerade einen Song, der dich inspiriert?

Letzte Woche habe ich einen Song in Dauerschleife gehört: Alte Sünder von Salo. Es ist jetzt nicht so, dass ich wegen der Musik sofort eine Design-Idee bekomme.

Die Musik versetzt mich eher in ein gutes Gefühl und motiviert mich, irgendetwas zu machen. 

Das liebe ich auch an Kunst im Allgemeinen. Sie regt an und motiviert, weiter zu streben. Und wie sieht dein Prozess im Design aus? 

Es ist immer anders. Meistens zeichne ich gar nicht, sondern fange direkt digital an. Mal hat man eine Idee, die von sonst woher kommt. Manchmal arbeitet man zu lange an Details, die völlig irrelevant sind. Zwischendurch arbeite ich auch mal Wochen nicht dran. Vielleicht fängt man sogar wieder von vorne an. Es ist aber auch immer abhängig davon, ob ich etwas für mich mache oder einen Kunden habe, der eine Deadline hat. Ich glaube, von außen wirkt es oft wie ein heilloses Durcheinander

Der Prozess ist auch wichtig. Spannend, auf der einen Seite arbeitest du sehr digital, aber auf der anderen Seite liebst du das Handwerkliche, die alten Kameras und alles, was Retro ist. Was fasziniert dich daran?

Ich glaube, die ganze Welt drumherum. Als 1995er Jahrgang bin ich mit den drei??? aufgewachsen. Damals als Kind hatte man keine Verpflichtung außer Lego spielen und drei??? hören. Ich habe letztens meinen alten Kassettenkoffer mit meiner Kassettensammlung gefunden. Früher war ich jeden Tag in der Bibliothek und habe mir Hörspiele ausgeliehen, die ich meist mit einem Bleistift zurückspulen musste, weil andere Kinder schlecht damit umgegangen sind und sich das Tonband immer im Recorder verheddert hat. Einerseits ist es diese Nostalgie. Andererseits gab es früher viel mehr unterschiedliche Medien, die gestaltet wurden, wie bspw. Kassetten-Cases oder Vinyls etc. Dieses brutalistische Design wie von Kassettenrekordern und Tonbandgeräten mit den tausend Knöpfen, präsenter Typografie und knalligen Farben von früher kommt ja wieder, was auch gut an der Serie Stranger Things zu sehen ist.

Ich habe eher Bibi Blocksberg und Benjamin Blümchen gehört, aber die Kassettenspieler kenne ich als 1997er Jahrgang auch noch ganz gut. 

Beim Scrollen durch deinen Instagram-Account sind auch viele Fotos aus Kanada dabei. Was verbindest du mit dem Land?

Ich habe in Montreal für sechs Monate mein Pflichtpraktikum im Bereich Graphic Design bei Baillat Studio absolviert. Es fühlt sich für mich auch nicht so an, als wäre ich in Kanada gewesen, sondern einfach nur in der Stadt Montreal, weil mein Fokus das Lernen und Arbeiten war, weshalb ich wenig von Kanada als Land sehen konnte.

Was hast du von dieser Zeit mitgenommen?

Einiges. Es war die mit Abstand schönste Zeit in meinem Leben. Allein das Hinreisen war für mich bereits eine Überwindung. Andere tun sich da vielleicht leichter, aber für mich war es eine große Herausforderung. Deswegen bin ich sehr froh und stolz, dass ich das geschafft habe. Auch im Design-Bereich habe ich sehr viel dazugelernt. Ich hätte es nicht besser treffen können. Die Menschen waren nett und offen. Es war gefühlt vielmehr ein Miteinander als in Deutschland, ob zwischen Design-Agenturen oder im Musikbusiness. Beim nächsten Mal will ich aber doch etwas mehr reisen, weil das Land so schön ist. 

Wir vom Einerseits Magazin versuchen möglichst viele Einblicke in die Kunst- und Kulturszene im Rhein-Main-Gebiet zu gewähren. Stehen vor deiner Linse Menschen, die regional Kunst und Kultur schaffen und die du gerne weiterempfehlen willst?

Ich glaube, bisher sind es wenige, mit denen ich zusammengearbeitet habe. Hier aus der Umgebung gibt es einmal die Band The True Spacemen, das sind ganz fantastische Jungs, die underrated sind. Dann würde ich noch Urbannino empfehlen. Ein Wiesbadener Urgestein, der sich gerade musikalisch extrem entwickelt.   

Auf welche zukünftigen Projekte dürfen wir uns freuen?

Ich arbeite gerade an einem Buch, das mein Praktikum in Kanada dokumentiert. Das brauche ich gar nicht für die Uni, aber ich mache das für mich, weil ich so viele Fotos gemacht habe und es schade wäre, wenn die nur irgendwo herumliegen würden. Ein Buch will ich meinem Arbeitgeber als Dankeschön für die tolle Zeit schenken, und eins behalte ich für mich. Sonst stehen noch Projekte an, zu denen ich nicht viel sagen kann, aber es sind jeweils ganz neue Bereiche, die ich zum ersten Mal ausprobieren werde. Wenn das eine funktioniert, dann wird es bald ein Produkt geben, das man kaufen kann – speziell für Analogfotograf:innen.

Okay, viel Teaser. Ich bin schon gespannt. Das sind viele unbekannte Bereiche. Du probierst dich gerne aus, oder? 

Ja, total. Es macht halt Spaß (lächelt).

Wie würdest du deine eigene Kunst in drei Worten beschreiben?

Trash For Fame. Manchmal sind z. B. Fotos, die man gemacht hat, schlechter, als man sie sich vorgestellt hat und dann muss man sich überlegen, wie man auch daraus etwas Tolles machen kann. Das ist auch irgendwie meine Methode geworden. Wenn ich nicht alle Mittel habe, die ich vermeintlich brauche, um eine Idee umzusetzen, schaue ich, wie ich den Effekt, den ich erzielen will, anders hinbekomme. 

Ich habe den Namen als happy accident sehr glücklich gewählt, weil er mir viel Spielraum ermöglicht, in dem nicht alles gleich perfekt sein muss.

Schön, dass du das betonst. Man braucht nicht immer das beste Equipment oder die beste Kamera, um loszulegen. Natürlich ist es schön, einen Anspruch an die eigene Kunst zu haben. Aber ich merke auch selbst, dass Perfektionismus den eigenen kreativen Prozess hindert. Man steht sich selbst im Weg. 

Genau, eigentlich braucht man nur eine Idee und dann schaut man weiter. 

Wir sind jetzt auch schon am Ende des Interviews. Gibt es noch etwas, das du loswerden willst oder eine Frage, die du gerne beantworten willst, die ich dir aber nicht gestellt habe?

(Überlegt) Tod dem Kapitalismus. Geld steht nur im Weg. Hätte ich genug Geld, würde ich alles for free machen, weil es mir so viel Spaß macht. Es gibt beispielsweise so tolle Musiker:innen, die ich gerne filmen wollen würde, aber kostenlos kann ich das nicht anbieten und die Musiker:innen haben meistens auch kein großes Budget. Das finde ich super schade, deswegen: Tod dem Kapitalismus. 

Kann ich gut verstehen. Du meintest schon, dass die Analogfotografie besonders teuer ist. Gerade in der Kunst ist der Solidaritätsgedanke wichtig für das kreative Schaffen. 

Ja, ich finde es nervig. Ich stelle mir sehr oft vor, dass ich im Lotto gewinne. Das ist meine einzige logische Möglichkeit, viel Geld zu bekommen. Aber ich spiele kein Lotto (lacht). In meinem Kopf kaufe ich mir dann von dem Gewinn ein Riesenhaus und vermiete dann Ateliers für 50 € pro Monat. 

Das ist ein schöner Traum, den nehme ich mit. 

Und ich kaufe mir die drei???-Hörspiele auf Vinyl und alle Lego-Sets, die damals zu teuer waren. Dann baue ich den ganzen Tag Lego (lacht).

Zuletzt habe ich dir eine Frage von Oli, unserem letzten Interviewpartner, mitgebracht. Er fragt: "Was ist dein aktueller Lieblingstrack?"

Mein aktueller Lieblingstrack ist Sims 3 von dem neuen Blond Album Perlen. Ich muss aber sagen, dass dieses Album eines der wenigen Alben ist, auf denen wirklich jeder einzelne Track für sich unfassbar gut ist und Sims 3 nur einer von vielen tollen Tracks ist. Wer das nicht kennt, sollte dies schleunigst nachholen (lächelt).

An dieser Stelle möchte ich mich bei Till und seiner WG für einen schönen Montagabend bedanken. Ich werde wohl demnächst das Album hören und hoffe, ihr Leser:innen könnt neben dieser Empfehlung noch weitere Inspirationen mitnehmen. Im Nachklang ist mir mein eigener Drang nach Perfektion aufgefallen, der die eigene Kreativität leider so sehr hindert und einschränkt. Also lasst uns alle ein bisschen mehr wie Till denken und ab und an Neues ausprobieren, auch wenn das Resultat dann vermeintlich nicht “perfekt” ist. 

Folgt Till auf Instagram: Seine Fotografie findet ihr unter @trashforfame und sein Design unter @tillkraus_

 

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